Im Irrgarten der Liebe

13.9.2016, 18:57 Uhr

Die äußerlich sehr ähnlichen Zwillinge Adi und Edi verbringen ihre Kindheit in einem „christlichen” Waisenhaus, wo die unbarmerzige Schwester Misericordia das Frauenbild der beiden Knaben nachhaltig negativ prägt. Die sadistische Heim-Leiterin ist für ihre unglücklichen Zöglinge kein Mensch, sondern die Verkörperung ebenso machtvoller wie undurchschaubarer Triebe. Zu auffallend wohlgestalteten jungen Männern herangewachsen, kommen Adi und Edi auf die vermeintlich geniale Idee, ihre Rache am feindlichen weiblichen Geschlecht mit einer einträglichen Art der Existenzsicherung zu verbinden.

Als professionelle Witwentröster liefern sie falsche Gefühle und erhalten dafür „kleine Geschenke“. Da sie für fremde Augen tatsächlich kaum zu unterscheiden sind, treten sie beruflich als eine Person auf, und rasch verbreitet sich in einschlägigen (das heißt begüterten) Damen-Kreisen die Kunde von einem erstaunlich unermüdlichen und einfallsreichen und überdies gebildeten und „altadeligen“ Kavalier. Doch sind die cleveren Brüder keine kriminellen Heiratsschwindler, sondern bewegen sich stets gerade noch im gesetzlichen Rahmen, denn: „Vom Waisenhaus ins Gefängnis, das hättegerade noch gefehlt.“

Willi Weglehner gelingt es prächtig, dieser im Grunde tieftraurigen Geschichte den Charakter eines unterhaltsamen Schelmenstückes zu verleihen. Wie im klassischen pikaresken Roman, so steht auch im vorliegenden Fall eine Art „Bekehrung“ der armen, fehlgeleiteten Schelme am Ende. Dass dabei die echte, wahre Liebe zwischen Mann und Frau eine entscheidende Rolle spielt, versteht sich fast von selbst.

Im Irrgarten der Liebe, in dem es sich so souverän zu bewegen meint, sieht sich das Betrüger-Duo vorübergehend selbst betrogen. Wilde Eifersucht zerstört (ebenfalls nur zeitweilig) die brüderliche Aktionseinheit. Adi und Edi, die bislang in jeder Situation ein Herz und eine Seele waren, verlieben sich nämlich erstmals ganz unabhängig voneinander in die Zwillinge Felis und Phillis. Das sind zwei äußerlich kaum unterscheidbare schöne junge Frauen, von denen allerdings die eine alle allgemeinmenschlichen Laster, die andere alle weiblichen Tugenden repräsentiert.

Gemeinsame Vater-Freuden

Wie sich Adi und Edi auch aus dieser verwickelten Situation befreien und schließlich sogar gemeinsam (!!!) Vater-Freuden genießen können, schildert Willi Weglehner mit milder Ironie und in gekonnt lockerer Umgangs-Sprache. Auf das Messen seiner Protagonisten mit moralischem und (derzeit) politisch-korrektem Maß hat der Autor hingegen völlig verzichtet. So bleibt sein Buch ein Lesegenuss bis zum knappen Epilog, der da lautet: „Das Wesen der Frau ist untrüglich daran zu erkennen, wie sie die Zahnpasta aus der Tube drückt.“

Willi Weglehner. Doppel mit Damen, Einbuch Verlag, Leipzig, 256 Seiten, 13,90 Euro.

Erstpräsentation am 8. Oktober, 19.30 Uhr, im Rathaus der Stadt Greding. Eintritt frei.

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