"In dieser Zeit muss man Haltung zeigen"

2.6.2017, 14:12 Uhr

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"Keine Nacht für Niemand" ist eine Anspielung auf den Ton-Steine-Scherben-Klassiker "Keine Macht für Niemand". Sehen Sie sich in der Tradition von Musikern vergangener Generationen?

Felix Brummer: Wir wollen in niemandes Fußstapfen treten. Die ganze Platte ist gespickt mit Referenzen an Bands, die uns beeinflusst haben. Damit wollten wir auch bei dem Titel nicht aufhören. Der Texter Rio Reiser und die Band Ton Steine Scherben waren Wegbegleiter unserer eigenen musikalischen Sozialisation. Nur wenige haben in deutscher Sprache so großartige Sachen hervorgebracht wie er.

 

Die Musik der Scherben wurde zum Soundtrack der Rebellion. Geht es in der Rockmusik heute noch um Rebellion?

Brummer: Auf unserem Debütalbum war ein Song, der davon handelte, dass man nichts mehr hätte, wogegen man rebellieren kann. Dass alle Schlachten schon geschlagen worden seien von unseren Eltern. Aber ehe man sich's versieht... Vielleicht ist das der einzige positive Effekt, den die ganze Misere hat, die in den letzten zwei Jahren so passiert ist. Diese Entwicklung kann man nicht einfach abnicken. Wir haben jetzt etwas wiedergefunden, was vor fünf Jahren für uns noch nicht greifbar war.

 

Müssen Künstler heutzutage zwangsläufig auch politisch Stellung beziehen?

Brummer: Schon am Anfang haben wir für uns festgestellt, es funktioniert nicht, eine unpolitische Band zu sein, wenn man aus fünf sehr politischen Menschen besteht. Und jetzt haben wir wieder Themen, über die man wirklich reden kann. Ich finde es spannend zu beobachten, wie manche Künstler an sich das Politische entdecken. In diesen Zeiten keine Haltung zu zeigen halte ich für entlarvend.

 

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