In hoher Geigenlage zwitscherte der Vogel

12.11.2015, 19:08 Uhr

Seit zehn Jahren sind sie bereits im Geschäft. Diese mit Preisen dekorierte Gruppe gastierte am Mittwoch beim PMV in der Kleinen Meistersingerhalle. Die „fab four“ entwickeln eine Klangkulisse von erwärmender Grundtönung und flexiblen dynamischen Abstufungen. Untadelig vollzieht sich der Dialog zwischen dem Primarius Philippe Bernhard und Sekundgeiger Loic Rio. Aufmerksam verwaltet Laurent Marfaing den Viola-Part, ein metrisch sicheres, sonores Bassfundament legt Christophe Morin – ein Cellist von Rang, an diesem Abend der engagierter Einspringer für den unfallbedingt verhinderten Francois Kieffer.

Keine Formation kann es sich wohl leisten, am Mikrokosmos der Beethoven-Quartette vorüberzugehen. Unwirsch springt einen das f-moll „Quartett serioso“ op. 95 ins Gesicht. Das treibt den musikalischen Trotz förmlich auf die Spitze. Da gewinnt man schon den Eindruck, dass das rhythmisch so kraftvoll pointierte Scherzo im Tempo doch ein wenig überzogen wird. Mag ja sein, dass in den Gegensätzen zwischen sich aufbäumenden Abschnitten und den lyrischen Episoden im allzu straff geführten Konzept die klangsinnlichen Elemente ein wenig zu kurz kommen. Doch steht die spielerische Bravour wohl außer Zweifel.

Zum Entrée ereignet sich eine spannungsgeladene Konfrontation mit Mozart, mit dem düster drohenden Schatten und Dramatik werfenden d-Moll Quartett KV 421. Dies wird zwar spannungsdicht, wenngleich auch ein wenig klangverliebt dargeboten.

Schlussendlich wird für Antonín DvoÝáks beliebtestes Quartett Nr.12 F-Dur op. 96 der Klangteppich ausgerollt: spielerisch souverän, musikantisch, empfindsam mit dem sicheren Instinkt für all die kleinen Rückungen wie Ritardandi und Rubati. Im zündenden Finale schwelgt DvoÝák im Seitenthema in heimatlichen Gefühlen.

Und es werden Kantilenen bewusst aus vollem Herzen musiziert. Dem melodischen Zauber einschließlich bukolisch-idyllischer Atmosphäre samt Vogelruf in hoher Geigenlage im 3. Satz widmen die Zuhörer begeisterten Beifall.

Als Zugabe folgt das Roman-Hofstetter-Andante, das Haydn in seinem F-Dur Quartett op. 3/5 als Beutestück vereinnahmt hat.

Aktuelle CD: Quatour Modigliani: DvoÝák, Bartók, Dohnányi (Mirare).

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