In Wildwest-Laune

4.11.2018, 19:36 Uhr

Liegt es am Konzerttitel "Born to be wild", dem Titelsong der Band Steppenwolf aus dem Roadmovie Klassiker "Easy Rider", der viele Junggebliebene anlockt? Ist der Solist der Magnet, weil er unter anderem auch den ARD-Musikwettbewerb gewonnen hat, oder ist es die kurzweilige Zusammenstellung mit durchweg von den Symphonikern erstmals aufgeführten Werken?

Das zahlreiche Publikum ist jedenfalls sehr erwartungsvoll. Es reicht allerdings nicht, ein spritziges Programm zusammenzustellen und einen jungen Dirigenten und Solisten zu verpflichten, sondern es muss auch ein stimmiges Ganzes dabei entstehen.

Aber genau schaffen die Symphoniker bei Leonard Bernsteins rasanten Tanzepisoden aus seinem Musical "On the town" mit einem sehr selbstsicheren und entschlossen agierenden Dirigenten, der dann bei den Ecksätzen von "Signs of life II" von Russell Peck ohne Stab modelliert und das Orchester klangstark, fein schattiert und leichtfüßig durch dieses wunderbar suggestiv-melodische Stück geleitet.

Mit dem "Konzert für Klarinette und Streichorchester mit Harfe und Klavier" von Aaron Copland deutet Sebastian Manz bereits an, dass er vorhat, mit einem der virtuosesten Klarinettenkonzerte, einem Spitzenwerk seiner Gattung, ein Feuerwerk abzubrennen. Obwohl das 1. Klarinettenkonzert von Carl Maria von Weber schon vor seiner Premiere heftigen Streit auslöste, weil es einer der Orchestermusiker als "Dilettantenarbeit" bezeichnete und ihn die anderen dafür fast verprügelten, wurde es doch zum Erfolg.

Maximale Ausdruckskraft

Die lebendige Tonsprache von Sebastian Manz spannt sich dabei von einem kaum hörbaren, nur gehauchten Flüstern bis hin zu einem selbstbewussten und lautstarken Artikulieren. Seine Palette umfasst dabei alle musikalischen Feinheiten. Von immer wiederkehrender extremer Dynamik in kürzester Zeit über lieblich-sanfte Triller und empfindungsvolle Vorhalte bis hin zu einer breiten Tempovielfalt mit maximaler Ausdruckskraft und einer stets zielstrebigen Melodieführung, die keine Kompromisse zulässt.

Durch Manz‘ blitzsaubere Technik, die seinem Spiel einen festen Boden verschafft, erstrahlt seine glänzende Interpretation wie ein Blumenmeer. Da hat das Orchester dann eigentlich gar keine andere Wahl mehr, als ihm einfach zu folgen.

Bei der finalen Ballettsuite "Billy the Kid" von Copland führt Brandon Keith Brown das Orchester stilistisch genau richtig und organisch durch Cowboy-Momente mit dreckigen Posaunen und knisterndem Gewehrfeuer und mit martialischen Pauken bis hin zur Feier nach der Festnahme des Protagonisten durch eine ziemlich verrückte Tanz-Episode. Insgesamt alles andere als ein einfacher Ritt, aber als Publikum fühlt man sich umarmt. Also ganz im Sinne von Steppenwolfs "Born to be wild": "Take the world in a love embrace".

Nächstes Symphoniker-Konzert: 11. November, 16.30 Uhr: Klavierkonzert KV 271 von Mozart und Symphonie Nr. 8 von Bruckner. Kartentel.: 09 11/4 74 01 54.

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