Inge Gutbrod erhält den Otto-Grau-Kulturpreis

25.8.2008, 00:00 Uhr
Inge Gutbrod erhält den Otto-Grau-Kulturpreis

© Horst Linke

Inge Gutbrod macht aus ihrer Freude keinen Hehl: «Im Moment läuft es richtig gut«, stellt sie zufrieden fest. Neben dem mit 10.000 Euro dotierten Otto-Grau-Kulturpreis hat sie auch das HWP-Stipendium des Freistaats Bayern für 2009 erhalten. Monatlich 920 Euro Projektförderung bedeutet das, und Gutbrod musste über die Verwendung nicht lange nachdenken: Schon seit geraumer Zeit reizen die «Wachskünstlerin« neue Experimente mit Siebdruck. «Mit dem Geld kann ich mir jetzt eine Werkstatt anmieten.«

Meisterschülerin gehört zu den konstanten Größen

Eigentlich läuft es für die 44-Jährige aber schon seit längerem sehr gut. Gutbrod, die ihr Studium an der Nürnberger Kunstakademie 1990 als Meisterschülerin von Werner Knaupp absolvierte, gehört zu den konstanten Größen der jungen regionalen Kunstszene, hat hier etliche Preise eingeheimst und auch überregional zunehmend Erfolg. Stipendien führten sie in die USA, nach Glasgow, Paris und Toronto, in Köln wird sie durch eine engagierte Galeristin vertreten und inzwischen gibt es auch erste Museumsankäufe.

Das Museum Ritter in Waldenbuch bei Stuttgart etwa hat kürzlich, nach einer Ausstellung, eines ihrer gewichtigsten Werke erworben: Einen 2,30 mal 2,30 Meter messenden, mit farbigen Wachskacheln gefliesten Leuchtkasten - der bislang größte aus Gutbrods Werkstatt. Auch seine kleineren Geschwister sind heiß begehrt. Die Leuchtkästen haben sich zu einem richtigen Renner entwickelt, weil sie einfach auf Anhieb faszinieren: Bei eingeschaltetem Licht wirken sie wie Meditationsobjekte von farbglühender Strahlkraft, ausgeschaltet ist der Eindruck ein komplett anderer, verwandelt sich das Bild in eine komplex strukturierte, opake Oberfläche.

Transparenz und Opakheit

Den Werkstoff Wachs entdeckte Gutbrod für sich Anfang der 90er Jahre. «Nach dem Malereistudium wollte ich wieder plastisch arbeiten.« Das Material faszinierte sie, weil sie damit das Spannungsfeld zwischen Transparenz und Opakheit, zwischen Sichtbarem und Verborgenem ausloten konnte. Aus Wachs schuf sie Hohlkörper von fließend-harmonischer Gestalt, aber auch riesige Tore und begehbare Räume, die sie vor Flughäfen oder in die Sebalduskirche platzierte und in denen das diffus einfallende Licht eine fast magische Wirkung entfaltete.

Wachs ist Gutbrods Domäne geworden, doch hat sie immer auch mit anderen Materialien und Techniken gearbeitet. Einen wichtigen Werkteil nehmen etwa ihre Vitrinen- und Fensterstücke ein. Hinter milchig trüber Glasfolie scheinen sie einen kostbaren Vasenschatz zu hüten, dabei bestehen die «Gefäße« nur aus flachen Pappausschnitten. Die transluzente Oberfläche erzeugt die dreidimenisionale Augentäuschung.

Leben, Werden, Aufbewahren

Neuerdings hat sich Gutbrod auch wieder der Malerei zugewandt. Kennzeichnend für ihre Arbeiten ist jedoch immer das Diffus-Durchscheinende - und die Vasenform, für die Künstlerin Metapher für Leben, Werden, Aufbewahren. Ein konzentriertes, sehr stringentes Werk, das nach dem Atelierumzug von der Fürther Königswarterstraße in die Friedrichstraße Anfang des Jahres zwar auf kleinerem Raum, aber unter ungleich angenehmeren Bedingungen entsteht.

Aus Franken wegzugehen, ist Gutbrod nie ernsthaft in den Sinn gekommen. «Ich hab’ hier eine gute Infrastruktur und treue Sammler, die immer wiederkommen«, erklärt sie ihre Heimattreue. Außerdem gibt es noch Ehemann Peter Götschel und das vierjährige Töchterchen Nella. Viele gute Gründe, hier zu bleiben. «Aber man muss regelmäßig raus, Kontakte nach außen knüpfen. Das ist elementar, um überregional wahrgenommen zu werden.«