Intelligenter Pop über das Ende einer Jugend

8.8.2011, 13:18 Uhr
Intelligenter Pop über das Ende einer Jugend

© Klaus Gruber, dolphin photography

 Dass diese bei Musik-Anlegern zunehmend an Wert gewinnen werden, weiß man nach dem Durchhören auch ohne Rating-Agentur. Intelligenter Pop mit kreativen Texten schlägt einem da entgegen. Im Opener „Verwirr mich nicht“ ist der allerdings noch so gefällig, dass man fast ein Abdriften in „Silbermond“-Gefilde befürchtet. Gerade deshalb hat der Song aber gute Chancen, zur besten Sendezeit im Radio verliebte Herzen zu beglücken.

Sperriger geht es in „Waidmanns Heil“ zu, in dem das ziellose Herumirren im Wald auch Ausdruck in der abgehackten, atemlosen musikalischen Begleitung findet. Der Sound der Mini-CD „Vorstadtstraßen“ profitiert deutlich davon, dass Dobler mittlerweile Mitglied der Band „The Green Apple Sea“ ist. Mit Gitarrist Stefan Prange und Keyboarder Christian Ebert erfuhr das Ein-Frau-Projekt „interference.here.de“ im Studio nämlich kräftige Unterstützung von der Truppe, zusätzlich bedient Freddy Heller das Schlagzeug.

Wer Lena Dobler schon in früheren Jahren gesehen hat, erkennt deutlich die Fortschritte. Talent, Potenzial, gewitzte Texte waren schon immer da, allerdings wirkten die Lieder manchmal etwas altklug und unausgereift. Nicht jede Idee, die im Rausch des Schaffens noch genial erscheint, trägt eben gleich einen ganzen Song.

Reste von dieser Herangehensweise sind noch in „Vandalist“ zu erkennen. Hauptsächliches Konzept: Mögliche viele Worte finden, die auf „-ist“ enden. Zugute halten muss man Dobler aber, dass sie dem Song trotz dieses dürren Konzepts noch einen gewissen Zauber verliehen hat. Den überragenden Song der Platte hat sie sich allerdings für den Schluss aufgehoben. „In die Welt verteilt“ ist eine herzzerreißende Hymne an das Ende der Jugend. Eben noch standen alle füreinander ein, glaubten, gemeinsam unschlagbar und für immer beisammen zu sein. Nun ziehen Freunde und Klassenkameraden in die Welt, wertvolle Freundschaften zerbrechen. „Wir wollen doch alle nur leben, aber das ist selten am selben Ort“, singt Dobler wehmütig. Mit „In die Welt verteilt“ hat sie ihrem Jahrgang ein Denkmal gesetzt und einen Song, der garantiert bei jedem Klassentreffen für verheulte Gesichter sorgt.

Bewertung: 7 von 10

Verwandte Themen


Keine Kommentare