Jasmin Tabatabei kommt nach Nürnberg

21.8.2016, 19:40 Uhr
Jasmin Tabatabei kommt nach Nürnberg

© Foto: dpa

„Es gibt einfach Lieder, die sind so echt, so zeitlos und so wahrhaftig“, schwärmt Jasmin Tabatabai, „dass sie auch nach vielen Jahrzehnten nichts von ihrer Aktualität verloren haben.“ Bereits im französischen Exil schrieb Kurt Weill 1934 „Youkali“, dieses wunderbare Stück über ein Utopia, in dem sich jeder Mensch geliebt, geachtet und frei fühlen kann, und das nun einen der Glanzpunkte auf Tabatabais neuem Album markiert. „Wir hatten schon lange vor, dieses Lied zu machen“, sagt sie. „Frappierend, von welcher Brisanz es gerade heute wieder ist.“ Mit „wir“ meint Jasmin sich und ihren Musikpartner David Klein. Mit dem Schweizer produzierte sie schon 2011 ihr erstes Jazz-Album „Eine Frau“, für das sie den „Echo Jazz“ als „Beste Nationale Sängerin“ gewann.

Jasmin Tabatabai – Mutter Deutsche, Vater Iraner, die Eltern verliebten sich auf dem Oktoberfest – kommt 1967 in Teheran zur Welt und wächst sorglos auf. Als sie zwölf ist und das Khomeini-Regime an die Macht kommt, geht die Familie nach Deutschland. Jasmin macht in München Abitur und studiert an der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. „Ich war kein Flüchtling. Wir sind nicht im Schlauchboot gekommen, ich habe den deutschen Pass, spreche die Sprache, und meine Mutter ist Deutsche. Trotzdem kenne ich das Gefühl, von einem Tag auf den anderen alles hinter sich zu lassen und neu anzufangen.“

Feministin aus Überzeugung

Heimatlosigkeit und auch Heimweh ziehen sich durch ihr ganzes Werk, ihr ganzes Leben, sagt sie. „Auf gewisse Art ist das aber auch eine Bereicherung.“ Im Iran ist sie seit der überstürzten Abreise 1979 nie mehr gewesen, die Entwicklung im Land sieht sie mit vorsichtigem Optimismus. „Der Iran ist das stabilste und mittlerweile eines der liberalsten Länder im Nahen Osten. Aber das ändert nichts daran, dass auch weiterhin die Menschenrechte missachtet werden und du als Frau nichts zu melden hast.“ Jasmin Tabatabai, die sich selbst als „Feministin aus totaler Überzeugung“ sieht, träumt gleichwohl davon, irgendwann einmal in ihrem Geburtsland ein Konzert zu spielen.

Das neue Album ist intimer, kleiner, reduzierter, dabei noch intensiver als „Eine Frau“, das mit großem Orchester und Gastsolisten aufwartete. Tabatabai, David Klein und die erstklassige Band interpretieren zumeist ruhige Stücke, wie das von Georg Kreisler stammende Titellied, „Wenn ein Mensch lebt“ von den Puhdys (aus dem Film „Die Legende von Paul und Paula“) oder eingejazzte Hits ihrer „Bandits“-Band Even Cowgirls Get The Blues, allen voran das immer noch großartige „Catch me“.

Was sagt denn Jasmin Tabatabai den Menschen, wenn sie traurig ist? „Am liebsten erstmal nichts. Für mich sind Trauer und Melancholie gar nicht so negativ. Aus etwas Traurigem etwas Schönes zu machen und damit die Menschen zu berühren, das ist für mich das Wesen der Kunst.“

Aktuelles Album: Jasmin Tabatabai: „Was sagt man zu den Menschen, wenn man traurig ist?“ (Galileo Music)

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