Jazz-Pianist Gottfried Böttger gestorben

19.10.2017, 17:49 Uhr
Jazz-Pianist Gottfried Böttger gestorben

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Böttger hatte sein Instrument früh gefunden. Mit sechs Jahren erhielt er eine klassische Klavier-Ausbildung, zwei Jahre später trat er erstmals öffentlich mit klassischer Musik auf. Doch dann sollte alles ganz anders kommen: Mit 13 Jahren entdeckte er "The Beatles" für sich.

Sein Vater hatte da aber etwas dagegen. Deshalb ging er zum Üben in den Keller des Gemeindehauses. Den Generationskonflik mit seinem Vater lebte er über die Musik aus und kam so zum Jazz. Nach dem Abitur 1969 war er Gründungsmitglied der Gruppe "Leinemann". Darauf folgten die "Rentnerband" und das "Panikorchester" mit Udo Lindenberg. In seinem Song "Andrea Doria" besingt Lindenberg sogar seinen Pianisten: "Gottfried heißt der Knabe dahinten am Klavier. Und für jede Nummer Ragtime kriegt er ein Korn und ein Bier."

Eigentlich hatte er ja studieren wollen, doch daraus wurde nichts in diesen wilden Zeiten. Gottfried Böttger wurde zum festen Bestandteil der Hamburger Musikszene – der Mann am Klavier, der im "Onkel Pö" in der Unterweltbar bis 4 Uhr spielte.

40 Jahre lang war Gottfried Böttger der Pianist der "3nach9"-Talkshow. Ganz so gefährlich wurde sein neuer Job, den er 1974 antrat, aber nicht: Gottfried Böttger wurde Fernsehpianist in Bremen. Mike Leckebusch, der erste Regisseur von "3nach9", forderte von ihm: "Setz dich hin, spiel' etwa eine Minute, aber denk' dir vorher nicht irgendetwas aus!" Der Bremer Talkshow blieb Gottfried Böttger treu und lehrte parallel Medieninformatik und Digitale Audiotechnik. Von den vielen Gästen, die er im Laufe der Jahre in Bremen kennengelernt hat, blieb vor allem eines hängen: die Verhaltensweise der einzelnen Gäste. Von denen habe er innerhalb dieser Sendung gelernt, wie er sich in seinem Leben nicht verhalten wollte.

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