John Davis’ Vorliebe für Schmusepop

22.11.2015, 19:43 Uhr
John Davis’ Vorliebe für Schmusepop

© Foto: Michael Matejka

Man sieht sich immer zweimal, sagt eine Redensart. Im Falle von Alexander Shelley und John Davis dürften da inzwischen schon einige Begegnungen mehr stattgefunden haben. Im Sommer 2013 ließ der Chefdirigent der Nürnberger Symphoniker den Soulsänger als Überraschungsgast beim Klassik Open Air auftreten.

Nun widmete sich ein ganzes Konzert der Reihe „Shelley meets . . .“ diesem Crossover aus symphonischer Musik und Schmusepop, das allenfalls die Tontechniker zum Schwitzen brachte. Schließlich galt es, die Klangmischung aus Stimme, Orchester und Band über eine Verstärkeranlage zu bündeln. Und da bei einem Dialog unter zwei Männern vielleicht etwas zu schnell alles verhandelt und gesagt sein kann, lud man mit Thilo Wolf und Lutz Häfner noch zwei fränkische Musiker mit überregionaler Reputation dazu ein, die durchaus jazzige Farbe ins Spiel brachten.

Denn programmatisch war das kurzfristig noch geänderte Gesamtprogramm ein ziemlicher Kessel Buntes, der in der Meistersingerhalle feilgeboten wurde. Da erklang Seals „Kiss from a rose“ neben einem gospelmäßig arrangierten „Jesu, meine Freude“, da hatte Schuberts „Ave Maria“ klotzige Konkurrenz durch Ray Charles’ „Halleluja, I love her so“. Mit bonbonfarbenem Lichtspiel und viel Bühnennebel wurde atmosphärisch aufgebläht, was sich musikalisch eher im Mittelfeld bewegte – auch wenn die Nürnberger Symphoniker dazu artig und selten wirklich künstlerisch herausgefordert ihren sinfonischen Klangteppich ausbreiteten.

Aufhorchen ließ da eher das Mitwirken von Thilo Wolf, der nicht nur seine Band wie seine Fangemeinde mitbrachte, sondern auch eigene Arrangements. Bei denen durfte er sich, etwa in seinem „Mister Eulenspiegel“, als etüdenerprobter wie gleichermaßen rhapsodischer Tastenvirtuose zu erkennen geben. Lutz Häfner wiederum ist als Saxofonist hinlänglich dafür bekannt, dass er selbst in einer Ballade wie etwa dem jahreszeitlich vollkommen deplazierten „Spring can really hang you up the most“ mehr Töne produzieren kann als mancher Solist in einem gesamten Violinkonzert.

Dem Publikum gefiel solche musikalische Mischung, die im Finale noch einmal alle Extreme des Gefühlstheaters zog. „What a wonderful world“ besang da Davis, der Mann mit der schwarzen Sonnenbrille. Er griff
zu Leonard Cohens „Halleluja“, um beim Zuhörer alle emotionalen Register zu ziehen. Bereits im Luitpoldhain hatte man mit diesen Titeln das Publikum zum Jubeln gebracht. Und auch den Intendanten: Ausverkauftes Haus!

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