Karriere und Globalisierung in Gostenhof

18.9.2016, 14:10 Uhr
Karriere und Globalisierung in Gostenhof

© Gostner

Frank Öllers muss dauern mit seiner Frau telefonieren und klären, ob man dem kranken Sohn homöopathische Kügelchen oder Cortison geben soll. Kai Niederländer hat längst kein Privatleben mehr und Bianca, die Neue, macht sich Gedanken über die Menschen da draußen vor den klimatisierten Hotelfenstern, die durch ihr Zutun bald ihren Job verlieren werden: Man hat's nicht leicht als Unternehmensberater.

Die drei leben in einer Blase, die Hotelzimmer (ganz realistisch auf die Bühne gebaut  von Eva Adler) sehen in Indien genauso aus wie in Nigeria, und was da draußen für eine Wirklichkeit herrscht, wollen die Berater gar nicht wirklich wissen. Sie kämpfen um den Platz als Partner in der "Company", dann hätten sie ausgesorgt und müssten nicht mehr dauern um den Globus jetten. Doch Ex-Kollege Hellinger hat ihnen den Posten weggeschnappt. Kurz darauf hat er sich aus dem Fenster gestürzt.

Das ist nicht der einzige krasse Wendepunkt in dem flotten Dialogstück, das Johannes Naber aus seinem gleichnamigen Film "Zeit der Kannibalen" gebaut hat und das nun von Joosten Mindrup auf die Bühne des Gostner Hoftheaters gebracht wurde. Der Regisseur setzt auf rasante Wortwechsel und körperbetontes Schauspiel, was Wolfgang Mondon (Öllers), Cynthia Thurat (Bianca) und Ronald Schober (Niederländer) virtuos umsetzen. Um ihrem arroganten Gehabe noch mehr Gewicht zu verleihen, treten Irfan Taufik, Mona Fischer und Pascal Averibou als Hotelangestellte bzw. Befehlsempfänger einer abhängigen Partnerfirma auf, die die Bestimmer aus dem Westen nach Lust und Laune drangsalieren.

Dass der Kapitalismus die Welt prägt, steht außer Frage. Dass er sie nicht immer zum Besseren wendet, wird hier nochmal überdeutlich. Und dass die, die voll für seine Ausbreitung im Einsatz sind, auch nicht glücklicher werden, wird immer klarer. Es ist witzig, den Managern beim immer hektischeren Kampf um Position und Geld zuzusehen, denn Johannes Naber hat in seinem Stück so ziemlich alle Klischees kräftig überzogen.  Die vielen angedeuteten Wahrheiten, die dahinter stecken, liefern dazu einen herben Beigeschmack. Eine flotte Komödie nah am Klamauk, aber mit realem Hintergrund. Bei der Premiere gab's großen Beifall.

 

Immer Mittwoch bis Samstag bis 1.10.2016, Tel. 0911/26 15 10, www.gostner.de

 

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