Kleine Frau mit großer Stimme

21.7.2016, 12:22 Uhr
Kleine Frau mit großer Stimme

© Foto: Hippel

Mit ihrem charakteristischen Rundschnitt und dem Porzellanteint scheint die Zeit fast spurlos an Mireille Mathieu vorbeigegangen zu sein. Und sie hat jeden Musiktrend überlebt. Sogar die US-amerikanische Popsängerin Lady Gaga würde gern einmal mit ihr gemeinsam singen.

Auch Mathieu selbst versicherte vor einiger Zeit: „Ich singe weiter über die Liebe wie am ersten Tag.“ Mehr als 130 Millionen Alben und 55 Millionen Singles hat der „Spatz von Avignon“ verkauft, wie Mireille Mathieu von ihren Fans in Deutschland genannt wird. 1200 Chansons nahm sie in elf Sprachen auf, darunter Deutsch, Chinesisch und Finnisch.

Ihr Leben erzählt Mireille Mathieu gerne selbst wie ein Märchen: Wie sie als armes Mädchen im südfranzösischen Avignon aufwuchs – als Ältestes von 14 Geschwistern – bis sie 1964 entdeckt wurde. Damals gewann sie einen Gesangswettbewerb, durfte daraufhin 1965 im Fernsehen auftreten und eroberte mit ihren Interpretationen der Chansons von Edith Piaf sofort die Herzen der Franzosen.

Ihr Manager Johnny Stark machte aus ihr bald eine eigene Marke mit eigenen Chansons statt „nur“ zu interpretieren. Auftritte mit Tom Jones, Dean Martin oder Julio Iglesias folgten. Weltweit wurde die nur 1,53 Meter kleine Französin zum Star. Auch die deutschen Bühnen eroberte Mathieu schnell, darunter den Friedrichstadt-Palast in Ost-Berlin. Hits wie „Hinter den Kulissen von Paris“, „Akropolis adieu“ und „An einem Sonntag in Avignon“ sicherten ihr später einen Stammplatz im westdeutschen Fernsehen. Das Publikum hierzulande liebt sie bis heute, auch in Nürnberg, wo die Künstlerin zuletzt im vergangenen Jahr zu Gast war.

Das Bild von der Strahle–Frau hält sie gerne aufrecht, gibt aber auch zu, kein Glück in der Liebe gehabt zu haben: „Der Wechsel vom umjubelten Star auf der Bühne zur Privatperson, um die sich keiner kümmert, hat mich immer sehr traurig gemacht. Mit dieser Leere kam ich nicht zurecht.“ Sie habe eine Zeit lang sogar Medikamente gegen Depressionen genommen.

Erst im März dieses Jahres ist ihre Mutter mit 94 Jahren gestorben. „Meine Mama fehlt mir sehr, und meine Trauer ist unermesslich“, sagte die Sängerin vor kurzem in einem Interview. Ob sie ihren Geburtstag feiern werde, wisse sie deshalb noch nicht.

Auf der Bühne stehen wird sie weiterhin: „Ich weiß, dass manche sagen, dass ich altmodisch bin“, antwortete Mireille Mathieu vor wenigen Jahren ihren Kritikern. Aber: „Das Publikum ist mir treu“.

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