Künstler verrät: So wird die Burg zur Blauen Nacht angestrahlt

20.4.2018, 17:22 Uhr
Künstler verrät: So wird die Burg zur Blauen Nacht angestrahlt

© Foto: Michael Matejka

Manche bezeichnen Sie als den berühmtesten Amerikaner Nürnbergs. Berühmt sein in Nürnberg – bringt’s das?

Dan Reeder: Es ist auf jeden Fall besser, als nicht berühmt zu sein.

In Amerika stehen keine Burgen. Wann standen Sie das erste Mal vor der Kaiserburg?

Reeder: 1986.

Und?

Reeder: Ich war beeindruckt. So was gibt’s in Kalifornien tatsächlich nicht. Diese riesigen Sandsteinblöcke. Und dann der Burggraben. Oder der Turm da oben, dieses runde Dings.

Haben Sie Angst bekommen, als Ihnen angeboten wurde, heuer bei der Blauen Nacht die Burg zu illuminieren?

Reeder: Ich bekam keine Angst, als die mich gefragt haben. Die Angst kam dann auf halber Strecke. Als alle plötzlich was von mir wollten, Foto-Termine und mehr und mehr.

Die Angelegenheit wuchs.

Reeder: Und mir wurde plötzlich klar, was für eine große Sache das ist. Viele Leute, die mich nicht kennen, werden es anschauen. Aber wenn du Ja sagst, dann sagst du Ja.

Was erwartet uns bei Ihrer Burg-Beleuchtung?

Reeder: Wie halt immer bei der Blauen Nacht wird es eine bunte, spektakuläre Sache.

Wie bunt?

Reeder: Ich habe zum Beispiel ein Selfie-Foto von mir gemacht und es verzerrt. Habe meine Augen neu gemalt. Ich schiele und habe Knoten auf dem Kopf. Oder die Burg aus Holz – das ist auch ein Motiv.

Im Programmheft der Blauen Nacht beschreiben Sie die Idee, Prominente an die Burg zu projizieren.

Künstler verrät: So wird die Burg zur Blauen Nacht angestrahlt

© Foto: Vom Künstler

Reeder: Das war ein Gedanke, ja. Zum Beispiel das Gesicht von Oberbürgermeister Maly zu verändern. Als ich zur Schule ging, haben wir in der siebten Klasse Magazinfotos genommen, die Augen rausradiert. Und dann mit Buntstiften neu gezeichnet. Ich habe überlegt, das mit prominenten Nürnbergern noch mal zu machen. Es scheiterte aber daran, dass ich mich schämte, einen Termin beim Oberbürgermeister auszumachen. Wie hätte ich ihm das erklären sollen: Dass ich sein Gesicht zerstören will . . .?

Ihre Motive sind oft frech. Sehr frech. Hat Ihnen jemand bei der Bilder-Auswahl reingeredet?

Reeder: Gar nicht. Ich habe mich dieses Mal vielmehr selber zensiert. Mein Motto war zwar "Anything goes" – alles geht. Aber dann merkst du doch ziemlich schnell, dass nicht alles, was dir so einfällt, an die Burg projiziert gehört. Okay, dachte ich, ich will nicht provozieren, keine bösen Botschaften aussenden oder so. Es soll einfach eine unterhaltsame Geschichte werden. Nicht mehr, weniger aber auch nicht.

Werden Sie im nächsten Leben lieber Illuminations-Künstler statt Maler?

Reeder: Die Firma aus Wien, die das technisch umsetzt, hat mir sehr geholfen. Die illuminieren anderswo sogar Pyramiden. Aber ehrlich gesagt, habe ich keinen Schimmer, wie meine Werke wirken. Normalerweise übe ich. Beim Bildermalen musst du üben, mit Musikinstrumenten musst du üben. Burgbeleuchtung kann man nicht üben. Premiere ist die Premiere.

Und es gibt Musik zu den Bildern.

Reeder: Ja, ich habe einen 16-minütigen Loop. Die Leute können die Musik dazu herunterladen und auf ihrem Smartphone über Kopfhörer anhören. Fünf Lieder von mir, die ich noch nie verwendet habe.

Für Ihr jüngstes Album "Nobody wants to be you" haben Sie sich das Klavierspielen beigebracht. Wie kam’s?

Reeder: Weiß ich nicht mehr so genau. Es gibt jedenfalls Midi – Musical Instrument Digital Interface. Und es gibt Keyboards. Mit einer hammermäßigen Mechanik, wie ein Klavier. Das läuft in den Computer, der erzeugt den Sound. Richtig gut Klavier spielen kann ich, ehrlich gesagt, bis heute nicht. Ich mach’s trotzdem. Es taugt für meinen Zweck.

Uns hat das Gerücht erreicht, Sie würden Ende Juni beim "Kulturpalast"-Festival auf dem Wolfgangshof in Anwanden mit der illustren Schweizer "Polstergruppe" samt Stephan Eicher auftreten. Wären Sie für dieses Abenteuer bereit?

Reeder: Ja!

Was müssen wir über die "Polstergruppe" wissen?

Reeder: Ich weiß, dass die am 23. Juni um 22.30 Uhr in Anwanden mit mir spielen. Es soll so funktionieren, dass die Leute im Publikum ganz am Anfang applaudieren. Und dann, während wir spielen, einschlafen. Deshalb legt sich das Publikum auch hin. Nach Stephan Eichers Vorstellung wäre das beste, was passieren könnte, dass jemand laut schnarcht. Mittendrin.

Stimmt es , dass Sie sich das Rauchen abgewöhnt haben, indem Sie sich immer hingelegt haben, wenn Ihnen nach einer Zigarette war?

Reeder: So hat es bei mir funktioniert.

Leider ist die Methode nicht für alle Berufsgruppe tauglich.

Reeder: Ich kann sie trotzdem nur empfehlen!

Dan Reeder, geboren 1954, arbeitete als Metzger, bevor er Kunst studierte. Er ist mit Werken unter anderem in der Sammlung des Neuen Museums Nürnberg vertreten. Als Folkmusiker nahm er bislang vier Alben auf meist selbst gebauten Instrumenten in Eigenregie auf. Aktuell zeigt er Bilder zu seiner Burgprojektion im Glasbau des Künstlerhauses, Königstraße 93, 1. Stock. Am 24. April, 19 Uhr, steht er dort Rede und Antwort. Am 29. April, 11 Uhr, führt er durch die Schau. 

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