"Lost River": Horror-Trip im Stil von David Lynch

28.5.2015, 19:25 Uhr

Die Krise hat das Nest Lost River voll im Griff. Wer kann, packt seine Siebensachen zusammen und sucht schleunigst das Weite. Der Rest ist Verfall. Kellnerin Billy (Christina Hendricks) ist geblieben und mit ihr die beiden Söhne. Der erwachsene Bones (Iain De Caestecker) kümmert sich liebevoll um seinen kleinen Bruder und bessert das Familienbudget auf, indem er in den zahlreichen Ruinen nach Kupfer sucht. Dieses Metall wird aber, wie die ganze Stadt selbst, von dem durchgeknallten Ganoven Bully (Ex-„Doctor Who“ Matt Smith) beansprucht, der mit seinem Wagen durch die Straßen patrouilliert, um mittels Flüstertüte der Allgemeinheit seine Weltsicht kundzutun. Sünder bestraft Bully gern, indem er ihnen die Lippen abschneidet.

Außerdem schreit er sehr gern laut und langanhaltend. Bones gerät ins Visier des Psychopathen. Das ängstigt auch das Nachbarmädchen Ratte (Saoirse Ronan), das gern Zeit mit Bones verbringt. Von ihr hört der junge Mann auch zum ersten Mal von dem Fluch, der auf Lost River lastet. Einst wurde der Fluss aufgestaut und die Nachbarorte wurden überflutet. Deshalb hat man auch in Lost River immer das Gefühl, als befände man sich unter Wasser.

Ohne Stringenz

Gegen Ende der Geschichte stochert Bones buchstäblich im Trüben. Und genau das tut auch der Film selbst. Hier sollte ganz offensichtlich etwas Hypnotisches, Verstörendes, Mysteriöses entstehen. Leider ist das Resultat nur bizarr und wunderlich. Während sich die Alltagsszenen der momentan angesagten Settings und Kameraeinstellungen des unabhängigen US-Kinos bedienen, erweist sich Gosling beim Schaffen alptraumhafter Sequenzen durchaus als fantasievoller Regisseur. Eine stringente Geschichte erzählt er allerdings nicht, zumal die Figuren dem Zuschauer seltsam unnahbar bleiben.

Das Regie-Debüt des Kanadiers, der auch das Drehbuch schrieb, lässt viele gute Ansätze erkennen. Und jeder Versuch, ausgetretene Pfade zu verlassen, ist lobenswert. Es bleibt abzuwarten, ob Ryan Gosling als Filmemacher noch reift. (USA/95 Min.; Cinecittà, Meisengeige, Nbg.; Manhattan, Erl.)

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