Meisterwerke, neu entdeckt

11.10.2015, 18:51 Uhr

Von den französischen Komponisten, die für Orgel komponierten, ist Félix Alexandre Guilmant vielleicht nicht so bekannt wie César Franck oder Charles Widor, aber seine Symphonie für Orgel und Orchester Nr. 1 in d-Moll (Uraufführung in Paris 1887) ist ein gefälliges Meisterwerk.

Der Solist des Abends, Bernhard Buttmann, den Nürnbergern als Kirchenmusikdirektor von St. Sebald wohlbekannt, zeigt auch körperlich ganzen Einsatz. Abrupt, quasi in medias res, geht es los. Die im ersten Satz an einen Jahrmarkt erinnernde Orgel und das Orchester greifen im Dialog das Thema des jeweils anderen auf; im zweiten Satz geschieht das Gleiche mit dem Fugenthema, das von der Orgel in Form einer Solo-Fuge eingeführt wird.

Die Orgel steht zwar etwas außerhalb des Sichtfelds des Dirigenten, aber dennoch klappt die Kommunikation mit dem Orchester vorzüglich. Der junge französische Dirigent Viotti scheint wie ein Magier durch unsichtbare Fäden mit den Musikern verbunden, ganz eins mit der Musik. Gegen Ende des Stücks erreichen die Nürnberger Symphoniker ein für ihren relativ kleinen Klangkörper erstaunliches Volumen und beeindruckende Lautstärke.

Wie Guilmant ist auch der Pariser Komponist Ernest Chausson kein Name, der jedem geläufig ist. Dabei ist seine Symphonie in B-Dur von 1890 repräsentativ für das Fin de Siècle, eine Zeit, in der in Frankreich die Gattung der Symphonie zu neuem Leben erwachte. Chaussons an César Franck erinnerndes Werk besticht durch Dichte und sich ständig verändernde Harmonien.

Auch wenn manche Blechbläser vor allem im ersten Satz etwas unsauber sind, so sorgen doch die sehr sauberen Holzbläser und die klaren Streicher dafür, dass das Ganze nicht breiig wird. Viotti wartet nach Verklingen des Werks ab und lässt ein paar Sekunden der Stille wirken, bis er sich umdreht und dadurch das Ende der Symphonie signalisiert.

Eröffnet wurde das Konzert mit dem jüngsten, aber bekanntesten der drei Komponisten des Abends: Maurice Ravel. Seine Suite „Ma Mère l’Oye“ (Mutter Gans) von 1910, die fünf „Kinderstücke“ umfasst, ist impressionistisch angehaucht, wirkt aber durch ihre vielen leeren Intervalle zeitlos.

Die Symphoniker, von Viotti agil und geschmeidig geleitet, überzeugten hier in einer sehr luziden Darbietung, mit zart vibrierenden Holzbläsern und dem sehr realistischen Effekt des Vogelzwitscherns, was die Märchenhaftigkeit der Stücke voll zur Geltung bringen ließ.

Ein mitreißendes Konzert, das den Zuhörern auch etwas weniger bekannte Größen der französischen Musik näherbrachte.

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