Missbrauch, Mobbing und Schmäh im Wien-"Tatort"

22.4.2017, 16:18 Uhr
Missbrauch, Mobbing und Schmäh im Wien-

© ARD Degeto/ORF/Hubert Mican

"Habt‘s Ihr endlich die Rumänen aufgespürt, die unser Haus ausgeraubt haben?", fragt ein verzweifelter Eigenheimbesitzer die eben eintreffenden Polizisten. Aber leider haben die Kriminaler andere Sorgen. Denn im Nachbarhaus liegen zwei Leichen. Nicht irgendwer, sondern Peter Kralicek, der Leiter der Wiener Polizeischule. Nicht unbedingt ein beliebter Mann. Und damit ist klar: Dieser "Tatort" führt das Duo Moritz Eisner und Bibi Fellner in die Abgründe des eigenen Berufsumfelds.

Als interne Aufdeckerin wird Fellner sogar interimistisch Polizeischul-Chefin und eckt in dieser Machowelt nicht nur symbolisch an. Immerhin: Auf diese Weise erleben wir Adele Neuhauser, die die Bibi wieder einmal mit aller krawalligen Intensität spielt, erstmals in einer Uniform. Über die sagt die Schauspielerin: "Ich mag die Polizeiuniform nicht besonders, weil ich sie vom Design nicht so aufregend finde und sie nicht wirklich schmeichelhaft für eine Frau ist. Aber Uniformen geben Halt und Haltung, was manchmal von Vorteil sein kann."

Das zeigt sich auch in dieser Folge, in der man sich allerdings ernste Sorgen um das Binnenverhältnis der beiden Ermittler machen muss. Zwischen dem frisch verliebten Oberstleutnant (Harald Krassnitzer) und der Majorin kracht es so gewaltig, dass eine baldige Scheidung des eigentlich sehr erfolgreichen Wiener Teams nicht ausgeschlossen scheint.

Mit ordentlich Austria-Farbe 

Gemeinerweise thematisiert Eisner das Alkoholproblem seiner Kollegin wenig subtil, worauf die ungemein schlagfertig: "Ich bin so trocken wie die Sahel-Zone" zurückfaucht. Bibi Fellner will ihre private Einsamkeit überwinden und probiert deshalb auch schon mal die Kontaktaufnahme durch eine Online-Partnerbörse...

Die Stärke auch dieses ORF-"Tatorts" ist, dass Regisseur Christopher Schier und seine Crew ganz auf die Austria-Farbe setzen. So eine schmierige Kiez-Type wie "Inkasso-Heinzi" (Simon Schwarz) gibt es sicherlich überall, aber selten mit so hinterfotzigem wienerischen Understatement. Rotlicht und Blaulicht fließen manchmal eben vielsagend ineinander.

Spezl-Wirtschaft und objektive Ermittlungsarbeit lassen sich nämlich zuweilen gar nicht so leicht voneinander trennen. Denn mit der Androhung gegenüber einer Zeugin, ihr einen Mord anzuhängen, geht Eisner eindeutig über das juristisch Erlaubte hinaus.

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