Mozart zum Chorjubiläum

1.7.2018, 18:59 Uhr

Es gab, so zitiert das Programmheft, zu Zeiten der deutschen Freiheitsbewegung und vor der Reichsgründung die Parole: "Der ist ein Schuft im Deutschen Reich, der nicht singt, turnt und schießt zugleich." Der Weg zumindest zum Singen ging über die auch beruflich verordnete Sangeslust der Lehrer bis hin zum 28. Juni 1878 und zur Gründung dieses LGV – wohlgemerkt ohne "s".

Heute ist das Repertoire des Chores weit übers Romantisch-Patriotische hinausgewachsen, für ein Festkonzert wäre vor 140 Jahren Mozarts c-moll-Messe wohl eher nicht in Frage gekommen. Jetzt stand sie im Mittelpunkt des Programms. In ihrer Unvollendetheit ist sie eine frühe Parallele zum "Requiem", mit interessanten biografischen Bezügen zwischen Mozarts Gelöbnis, bei glücklicher Niederkunft seiner Frau Constanze eine Messe zu komponieren, und der Chance, für sie ganz besonders attraktive Soli hineinzuschreiben. Die hat sie am 25. Oktober 1783 in Salzburg auch gesungen – was noch fehlte, wurde aus früheren Messen komplettiert, der Torso Jahre später für die Kantate "Davidde penitente" ausgeschlachtet.

Innige Erfüllung

Für die c-moll-Messe braucht man also zwei bestechend schöne Soprane, die Männerstimmen stehen nur am Rande, Vaask konnte sie aus seinem Opernchor besetzen. Nathalie de Montmollin (früher in Münster und Würzburg) sang die schönsten und innigsten "Stellen" der Messe mit spätbarockem Aplomb, wenigen scharfen Kanten. Nach einem Traum von Bläsereinleitung und Streichereinsatz der Nürnberger Symphoniker vermeidet ihr Sopran im "Et incarnatus est" alles Schrill-Vordergründige, findet – sehr bemüht geführt durch den Dirigenten – zu inniger Erfüllung.

Diesen intensiven Eindruck verstärkte auch Agnes Kovacs (Sopran II), der Chor folgt den forschen Tempi mit dynamisch gut differenzierter Konzentration, hat fürs Forte allemal genügend Reserven und ist ganz auf den hingebungsvollen Ausdruck fokussiert.

Violinkonzert von Sibelius

Die für Mozarts Zeiten überlangen kirchenmusikalischen Dimensionen der Messe allerdings reichen nicht für heutige Konzertformate. In St. Ludwig entschloss man sich für die Füllung der üblichen zwei Stunden zu einer Reverenz an den "ständigen Begleiter": Die Nürnberger Symphoniker und ihre Konzertmeisterin Anna Reszniak spielten mit dem Violinkonzert von Jean Sibelius einen der letzten Nachklänge der Spätromantik mit virtuosem Feuer, auftrumpfendem Geigerfuror und –glanz – zwar ohne Verbindung zu Mozart, aber vielleicht eine Demo für den neuen Nürnberger Konzertsaal. Für alle Ausführenden viele Blumen, viel Beifall.

Nächstes LGV-Konzert: 18. November, Meistersingerhalle, Mendelssohns "Elias"; Karten unter Tel. 09 11 / 22 25 42.

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