Münster-"Tatort": Thiel überrascht mit Undercover-Einsatz

27.5.2018, 21:45 Uhr
Undercover-Kommissar beim Pinguin-Walk: Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) ermittelt  im Zoo. Das Wohl der watschelnden Seevögel liegt ihm besonders am Herzen.

© WDR/Thomas Kost Undercover-Kommissar beim Pinguin-Walk: Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) ermittelt im Zoo. Das Wohl der watschelnden Seevögel liegt ihm besonders am Herzen.

Großes Lob für den neuen "Tatort" aus Münster mit dem Titel "Schlangengrube" ist im Nachgang kaum zu erwarten. Zumindest aus den Reihen der gestrengen TV-Kritikerschaft. Denn der 33. Fall mit dem Duo Boerne/Thiel aus der Feder von Stefan Cantz und Jan Hinter ist nicht viel mehr, als ein abermaliger Mix aus Krimi und Nonsens. Immerhin haben sich die zwei Erfinder des Ablegers eine relativ abwechslungsreiche, auf zwei Ebenen abspielende, Geschichte einfallen lassen, die sich so tatsächlich wohl nur in Münster ereignen kann.

Thiel im Zoo und eine "Mumie im Moor"

Der eigentliche Krimi beginnt mit dem Mord an Patrizia Merkens, einer wohlhabenden Gönnerin des Zoos. Die krebskranke Frau wird in ihrer Wohnung mit einer Schlangengiftspritze dahingerafft. Die Dame mit einer Vorliebe für Katzen lebte in direkter Nachbarschaft zu Staatsanwältin Klemm (Mechthild Grossmann).

Da sich beide Frauen im Dauerclinch und sogar in einem Rechtsstreit befanden, muss Klemm den Fall an ihre "geschätzte" Kollegin Ungewitter (Tessa Mittelstaedt) abgeben, die offenbar denselben Friseur aufsucht und einen ähnlichen Kleidungsstil pflegt. In einer ihrer letzten Amtshandlungen streicht Klemm Thiel den Urlaub und beordert ihn als Tierpfleger getarnt in den Zoo, da eine heiße Spur zum Täter dorthin führt.

Bei seinem Undercover-Einsatz stößt der Fahnder auf reichlich schräge Gestalten, deckt einen illegalen Tierhandel auf und lernt Pinguin-Dame Sandy kennen, die sich augenblicklich in den Ermittler verliebt. Die gefiederte Schönheit, die 1996 im Nürnberger Zoo zur Welt kam, war bereits in einigen TV-Sendungen zu sehen. Ihr "Tatort"-Auftritt ist eine kleine Anspielung an den echten Münsteraner Tierpfleger Peter Vollbrecht, der Sandy von Hand aufzog, und in den sie sich ebenfalls sogleich verguckte.

Im zweiten parallel ablaufenden Erzählstrang widmet sich der bornierte Professor derweil der "Haute Cuisine". Boerne schwebt vor, sich als TV-Koch und Wegbereiter der sogenannten "forensischen Küche" ein Denkmal zu setzen. Er kredenzt Gerichte, die er "Mumie im Moor" oder "Dialog von Kriminalistik und Rechtsmedizin" nennt, setzt sie Kollegen vor und wirbt bei Gourmet und TV-Mogul Stockmann vehement um einen Sendeplatz.

Tierischer Showdown

Bis die beiden, sich zunächst getrennt voneinander abspielenden, Handlungsabläufe am Ende des Films auf eine ziemlich clevere Art und Weise zusammengeführt werden und so miteinander verschmelzen, servieren Cantz und Hinter Pointen förmlich im Minutentakt. Allerdings – und das muss man ihnen zugutehalten – bleibt das Niveau für Münsteraner Verhältnisse vergleichsweise hoch. All zu flache Gags fallen den auffallend vielen sehr bekannten Protagonisten nur hin und wieder aus den Mündern.

So ist Boernes und Thiels 33. Fall letztendlich eine recht launige und unterhaltsame Veranstaltung mit einem interessant inszenierten und vor allem tierischen Showdown, der sich auf einem ehemaligen Militärgelände bei Neuss ereignet, das inzwischen als Kunst- und Ausstellungshaus dient. Wegen solch erfrischender Szenen und dem herzzerreißenden Bild, das Axel Prahl als Pinguin-Gatte abgibt, bleibt in Samira Radsis erstem "Tatort" immerhin doch nicht alles beim Alten, sondern eben nur fast.

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