Mut zum eigenen Leben: "Rafiki" räumt mit Klischees auf

31.1.2019, 09:14 Uhr
Mut zum eigenen Leben:

© F.: Salzgeber

Gleich zu Beginn taucht man zur Musik der kenianischen Rapperin Muthoni mitten hinein in das Straßenleben eines quirligen Viertels von Nairobi. Dort hängt Kena (Samantha Mugatsia), die allein mit ihrer Mutter lebt und Krankenschwester werden will, am liebsten mit den Jungs ab. "Aus dir wird mal eine gute Ehefrau", meint ihr bester Kumpel Blacksta. Die Mutter wünscht der klugen, fleißigen Tochter, dass sie einen "reichen Arzt" als Mann findet.

Doch Kena ist viel mehr von der hübschen Ziki (Sheila Munyiva) mit den bunten Rastazöpfen fasziniert. Noch bevor beide sich wirklich näher kommen, schließen sie einen Pakt, dass sie sich von niemandem etwas vorschreiben lassen. "Ich will all die Orte besuchen, an denen sie noch nie eine Afrikanerin gesehen haben. Einfach auftauchen, hier bin ich! Eine Kenianerin, aus Afrika": Damit formuliert Ziki, was für die Regisseurin Wanuri Kahiu Programm ist. Mit ihrem Kollektiv "Afrobubblegum" setzt sie sich für ein selbstbewusstes, positives Bild von Afrika ein.

Das hat nichts mit Schönfärberei zu tun, wie "Rafiki" überzeugend deutlich macht. Kena und Ziki stehen schon deshalb unter Beobachtung, weil sie Töchter zweier konkurrierender Lokalpolitiker sind. In der Kirche wettert der Priester gegen die gleichgeschlechtliche Liebe. Mehr als die wilde Ziki fürchtet Kena die gesellschaftliche Ächtung, doch bekennen sich beide entschieden zu ihrer Liebe.

Ein klar feministischer Film

Die Inszenierung nimmt sich viel Zeit für intensive Blicke und vermeidet alles Dramatische, auch dann, als die beiden eines Nachts entdeckt und vom Mob verprügelt werden. An Kena wird danach eine Art Exorzismus betrieben, während Zikis Eltern die verzweifelte Tochter weit weg nach London schicken.

"Rafiki" ist ein klar feministischer Film, der kritisch auf eine repressive Männergesellschaft blickt und auch in den Familienverhältnissen der Protagonistinnen die Diskriminierung von Frauen thematisiert. Damit wird er zu einem Plädoyer für weibliche Selbstermächtigung, das zugleich von unbändiger Lebensfreude getragen wird und in seiner poppig-bunten Modernität gängige Afrika-Klischees effektvoll konterkariert.

Als erster Beitrag Kenias 2018 nach Cannes eingeladen, darf "Rafiki" in seiner Heimat nicht gezeigt werden, doch erwirkte Wanuri Kahiu eine einwöchige Aufhebung des Verbots. Das Interesse war riesig. Es sind Künstlerinnen wie sie, auf denen die Hoffnung vieler junger Menschen ruht. Und die vorerst das westliche Publikum mit neuen, anderen Kinobildern aus Afrika beglücken. (Kenia/83 Min.)

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