Nach der Dürre die Klangflut

19.11.2018, 18:25 Uhr

Diese Unterstützung konnte Nürnbergs traditionsreichster Konzertchor gut gebrauchen: Felix Mendelssohn-Bartholdys "Elias" – "das immer wieder ergreifende und begeisternde Oratorium", wie es so schön auf der Website des Chores heißt – ist nicht weniger als ein Monumentalwerk, zur Uraufführung in Birmingham wurden dereinst 300 Sänger aus London angekarrt.

Doch auch in der Meistersingerhalle ist es eine wahre Klangflut, was zu Beginn die Dürre im gelobten Land beklagen und wegschwemmen soll. Überhaupt singt der Laienchor an
diesem Samstagabend mit ganz besonderem Engagement. Die Trockenheit wird trotzdem erst weichen, wenn der Prophet Elias mit dem heidnischen Baalskult abgerechnet hat, der sich unter Jahwes auserwähltem Volk frevelhafterweise breitmachte…

Der Tenor war tadellos

Der Bassist Jürgen Linn vermochte seiner Rolle genau jenen theatralischen Ausdruck zu verleihen, der
Mendelssohn wohl vorschwebte: Stark, zornig und finster, so muss ein Gottesmann in alttestamentlicher
Vorstellung sein, der auch mal 450 Götzendiener abschlachten lässt – "denn mein Gott ist ein eifriger Gott". Seine voluminöse Stimme konnte man früher in Wagner-Partien nicht nur in Nürnberg, sondern sogar an der
Mailänder Scala hören; jetzt aber rufen unschöne Intonationsprobleme ins Gedächtnis, dass kein Sängerruhm ewig ist.

Auch sonst ist das Solisten-Glück an diesem Abend nicht ganz ungetrübt: Die Sopranistin Susann Hagel wirkte nicht nur in der Auferweckungsszene im ersten Teil, sondern sogar im sublimen Solo "Höre, Israel" emotional sehr distanziert. Und Christine Mittermairs Altstimme ist für die Meistersingerhalle nun wirklich zu dünn. Tadellos blieb allein der Tenor Michael Nowak.

Der Part des Knaben wurde aus dem Chor besetzt – ein akzeptabler Kompromiss, denn Hannah-Theres Weigl meisterte ihren Auftritt bravourös. Kinderstimmen gab es dennoch zu hören: Das schwierige Terzett "Hebe deine Augen auf" übernahm der LGV-Jugendchor unter Klaus Bimüllers Leitung vom Balkon aus. Das war ein anrührender Moment,
keine Frage, und man sollte ihn sich nicht verderben, indem man den musikästhetischen Sinn reflektiert.

Der Lohn: begeisterter Beifall im Publikum für die Choristen, die obligatorischen Nürnberger Symphoniker und Michael Konstatin, der Tarmo Vaask ausnahmsweise die Gesamtleitung abgenommen hatte.

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