Neuer "Figaro" in Nürnberg

25.6.2015, 16:45 Uhr
Neuer

© Foto: Ludwig Olah

Ausprobiert wurde das Regiekonzept schon in Dortmund, denn mit der dortigen Bühne hat das Staatstheater die Mozart-Oper koproduziert. Es stellt die Darsteller vor ziemliche Anforderungen, denn es gibt so gut wie keine Wände, dafür setzt man auf Kostüme aus der Rokoko-Entstehungszeit, um die Standesabstufungen herauszuheben. Das gräfliche Schloss, in dem das amouröse wie intrigante Geschehen siedelt, ist nur als Grundriss zu erkennen. Somit können sich die Akteure eben nicht in Ankleidezimmern unsichtbar machen oder aus dem Fenster springen. Einer, der deshalb fast ständig auf der Bühne anwesend sein wird, ist der Sänger der Titelpartie.

Beachtliches Rollenrepertoire

Für Nicolai Karnolsky ist es erst das zweite Mal, dass er als Figaro zum Einsatz kommt. „Ich habe zwar meine Karriere mit dem Don Alfonso in ,Cosí fan tutte‘ begonnen, aber erst vor zehn Jahren in Gelsenkirchen wirkte ich in meiner ersten ,Figaro‘-Produktion mit.“ Dass nun weitere zehn Jahre ins Land gingen, bis die zweite Inszenierung auf ihn wartet, wundert den 43-jährigen bulgarischen Bassisten mit dem beachtlichen Rollenrepertoire von mittlerweile 70 Partien denn doch.

Begonnen hatte alles 1996 im ostbulgarischen Warna, wo Karnolsky, der aus Sofia stammt, sein erstes Festengagement antrat. 1999 ließ er sich erstmals für ein ausländisches Ensemble anheuern. Das führte ihn an das schweizerische Zwei-Städte-Theater Biel und Solothurn, und seither verläuft sein künstlerischer Weg unter der Intendanz von Peter Theiler. Mit ihm ging er ans Musiktheater im Revier und von dort kam er 2008 nach Franken.

Karnolsky knüpft nahtlos an die große Tradition der bulgarischen Bassisten an. Nicht zuletzt, weil er 2000 den Gesangswettbewerb „Boris Christof“ gewann. Christof ist ebenso Legende wie sein Landsmann Nikolaj Gjaurow. „Ich bin ein klassischer basso cantante, also ein Charakterbass“, beschreibt Karnolsky sein Stimmfach. Vielmehr als für Mozart wurde er bislang im Verdi-Fach eingesetzt. Zu seinen Favoritenrollen zählen etwa der Zaccaria in „Nabucco“ oder König Philip in „Don Carlos“. „Aber Mozart muss immer wieder sein, quasi als Stimmhygiene.“

Musikalisch hat Karnolsky sehr viel mit Dirigent Peter Tilling gearbeitet, denn es gilt ja nicht nur den vielen Text auf die Noten zu verteilen, sondern sich auch auf den Stil zu einigen, in dem die Rezitative zum Leben erweckt werden sollen. „Mit zunehmender Erfahrung wächst die Verantwortung vor einem Stück“, berichtet der Bassist. Das führt in seinem Fall auch dazu, dass Lampenfieber und Nervosität nach den Jahren jugendlicher Leichtigkeit stärker geworden sind.

Karnolsky findet das szenische Konzept dieses „Figaro“ sehr interessant: „Wir müssen uns die Vorgänge immer sehr plastisch vor Augen führen.“ Wie im letzten Nürnberger „Figaro“ wird Jochen Kupfer wieder den Brotherrn des Kammerdieners geben. Auch Karnolsky sieht es so: In der Vorgeschichte, also im „Barbier von Sevilla“, ist Figaro noch ein selbstständiger Unternehmer und mit dem Grafen Almaviva mehr auf Augenhöhe als dann in „Figaros Hochzeit“. Dort behandelt ihn der Graf doch schon sehr als Teil seines Hofstaats. Dieser wirtschaftlich-sozialen Abhängigkeit entwindet sich Susannas Geliebter, indem er versucht, Almaviva auf dem moralischen Felde überlegen zu sein.

Neben Karnolsky, der übrigens an vielen Häusern zwischen Israel, Italien oder auch in seiner Heimat gastiert, sind viele Rollen alternierend besetzt. So teilen sich Hrachuhí Bassénz und Leah Gordon die Gräfin Almaviva, werden sowohl Csilla Csövari wie Michaela Maria Mayer als Susanna mitwirken und sollen Kwonsoo Jeon und Hans Kittelmann im Wechsel den Musikmeister Basilio geben.

Karten unter der Hotline 0 18 05/ 23 16 00

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