Neues Museum beleuchtet Design-Geschichte

Nürnberg - Das Neue Museum in Nürnberg will seinen neben der Kunst zweiten Schwerpunkt — das Design — verstärkt ins Blickfeld rücken. Pro Quartal soll aus dem weiten Feld der guten Form ein Thema in einem Sammlungsraum präsentiert werden. Den Auftakt der Reihe bildet der Vergleich von DDR- und BRD-Design. Ein Start, der überaus attraktiv gelungen ist.

Auf Alltagsgegenstände und Produkte, die kollektive Erinnerungsstücke geworden sind, konzentriert sich die Premierenschau. Schon der Wiedererkennungseffekt ist von großem Reiz. Und bis heute beeindruckt die Genialität, die in der schlicht-schönen, minimalistischen Formensprache steckt und hüben wie drüben vom Bauhaus inspiriert war.

Das Spektrum der Exponate reicht von den Korbsesseln Egon Eiermanns (BRD) und Bruno Flierls (DDR), den eleganten Blumengießkannen von Klaus Kunis (DDR) und den zum Klassiker gewordenen stapelbaren Sinus-Aschern von Walter Zeischegg (BRD) bis hin zu Staubsaugern, Deckenlampen, Kofferradios, Kleinbildkameras, Schreib- und auch Nähmaschinen. Auch der erste DDR-Bürocomputer, der Robotron EC 1834, der 1988 auf den Markt kam, sogar IBM-kompatibel war und exorbitante 50 000 Mark kostete, gehört zu der ausgestellten Produktpalette.

Der Berliner Künstler Thilo Schulz hat für die Präsentation all dieser Exponate einen wunderbar stimmigen Rahmen geschaffen. Regale, Podeste, Ecken, Wände, Decken- und Bodenstücke aus furnierten Pressspanplatten vermitteln in ihrer offenen Anordung fast wohnliche Atmosphäre, erinnern aber auch ein bisschen an die Möblierung der Machtzentralen der 50er/60er Jahre. Nostalgie oder Heimeligkeit sollen hier bewusst nicht aufkommen.

Museumschefin Eva Kraus und ihre Vorgängerin Angelika Nollert, die seit Mai 2014 die Neue Sammlung in München leitet, wollen mit der Präsentation auch zeigen: West- und ostdeutsches Design waren bei allen spezifischen Eigenheiten, die sich vor allem aus der Verfügbarkeit der verschiedenen Materalien ergab, in punkto Ästhetik, Originalität und Qualität gleichwertig.

Nachdem der Bereich Design im Neuen Museum in früheren Jahren recht stiefmütterlich behandelt wurde, soll er nun wieder stärker in den Fokus gerückt werden. Eva Kraus hatte dieses Anliegen bereits bei ihrem Amtsantritt im September betont und macht nun Nägel mit Köpfen.