Nils Landgren grüßte Lenny Bernstein

25.11.2018, 19:12 Uhr
Nils Landgren grüßte Lenny Bernstein

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Den Anfang in der gut besuchten Meistersingerhalle machten die Symphoniker mit Bernsteins "Candide"-Ouvertüre als schwungvollen Opener. Nach dieser Originalkomposition waren es hauptsächlich die Arrangements von US-Edelfeder Vince Mendoza, die zwischen den Symphonikern und einer Jazzformation, die inmitten des Orchester ihren Platz fand, homogene und klanglich sehr schöne Referenzen zum Jubilar entfalteten.

Derzeit ist der 62-jährige Nils
Landgren neben seiner Tätigkeit als Musiker und Festivalchef (Jazz Baltica) auch als Professor für Jazzposaune an der Hamburger Musikhochschule tätig. Dort dürfte er spätestens die junge Lisa Wulff wahrgenommen haben, die neben der Kunst des Kontrabasses auch über eine sehr schöne Stimme verfügt und sich gleich mehrfach für Duette mit Nils Landgren anbot, ohne dabei den mächtigen Viersaiter aus der Hand zu geben. Landgrens Stimme selbst hat einen unverwechselbaren Charakter: Fragil von angehauchter Heiserkeit, nahezu vibratofrei und mit einer Durchsetzungskraft, die er wie ein zweites Instrument bedient.

Dass durch Martin Terens (Piano) und Rasmus Kihlberg (Schlagzeug) komplettierte Quartett interpretierte manchen Bernstein-Song auf so charmante wie jazzige Art, der zugleich auch in der durch die Symphoniker vorgestellten "West Side Story-Suite" zu hören war. Als Doublette empfand man das nicht.

Natürlich durften das kompositorische Umfeld und die Einflüsse auf das Genie Bernstein an so einem Abend nicht fehlen. Aaron Copeland wurde mit seinem rodeotauglichen "Hoedown" durch Dirigent Till Fabian Weser porträtiert. Kurt Weills "September Song" oder dessen "Speak low" bildeten sinnvolle Ergänzungen.

Nicht alles, was Bernstein schuf, erzielte die Popularität seiner "West Side Story". Auch Beispiele solcher weniger bekannten Kompositionen wie etwa sein "Some other time" wurden mit Tönen und Bühnenlicht wunderschön ausgeleuchtet. Am Ende erinnerte Landgren an seinen alten Wegbegleiter Joe Sample – mit Randy Crawfords groovig-rockigem "Same old story".

Das war weniger Hommage an Bernstein, sondern wurde zur Showtreppe von Landgren. Das letzte Encore: Es ging es an den Genfer See zu Deep Purples quartengesättigtem "Smoke on the water", während Landgren ganz beiläufig im unterbrechungsfreien Melodiefluss seine Posaune bis auf das Mundstück demontierte – und dann das gleiche zurück in umgekehrter Reihenfolge: Da konnte sein Publikum nur aus dem Häuschen sein. Alter Schwede!

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