Nur Schnaps oder sogar Mord?: Komödie im Gostner Hoftheater

7.4.2019, 18:21 Uhr
Nur Schnaps oder sogar Mord?: Komödie im Gostner Hoftheater

© Gostner Hoftheater

Komödie ist bekanntlich schwieriger als Tragödie, das versichern alle Regisseure. Wenn dann auch noch eine Darstellerin hochschwanger ist, muss man flexibel sein: Das Team vom Gostner Hoftheater unter der Regie von Britta Schreiber war es und lässt die Rollen von Ehefrau und Vetter von den zwei Dienstboten spielen (brillant mit falschen Wimpern: Jürgen Heimüller, Helwig Arenz), ein Verkleidungs-Verwechslungs-Verwandlungs-Stück im Stück, das hier zum Salz in der alkoholhaltigen Suppe wird.

Hausherr Lenglumé hat am Vorabend gezecht, da kann es schon mal passieren, dass man die eigene Frau nicht so genau vom Diener Justin unterscheiden kann. Thomas Witte rutscht mit Urban-Priol-artiger Frisur aus seiner Schlafhöhle eine Rampe hinunter, mit treuherzig-doofem Blick hat er alle, die je einen Kater hatten, schon gefangen. „Was gestern nach dem Salat passiert ist, verschwimmt mir alles komplett!“ Dass es in seinem vom Leoparden-Vorhang verhängten Bett laut schnarcht, macht ihn dann doch stutzig: Ein vermeintlich Fremder kriecht dann raus und entpuppt sich als ehemaliger Mitschüler Mistingue (Robert Arnold), der ebenfalls am Vorabend beim Klassentreffen gesoffen hat.

Verwechslungsspiel im Leopardenlook

So ein Filmriss verbindet. Das Misstrauen der beiden Saufkumpel, das sich in Eugene Labiches Komödie langsam steigert, ist in dieser Version eher ein freundschaftliches Genecke. Mit pointiert gesetzten kleinen Gags und Gesten geben die Schauspieler dem Affen Zucker, ohne allzu sehr zu überdrehen. 

Britta Schreiber hat auch das Bühnenbild erdacht, voller Pannesamt und Leoparden-Polyamid. Die Rutsche wird schnell zum Tisch, die Getränke darauf sind quietschbunt und bald gelehrt, nachdem das Wasser aus der Blumenvase den Durst nicht löschen konnte. Und vorn am Bühnenrand gibt‘s eine Regenrinne, in der die Herren ihre Hände immer wieder in Unschuld waschen können.

Denn nicht nur das Gelage, sondern vor allem der Mord an einem Kohlenmädchen, den sie vermeintlich am Vorabend verübt haben, macht ihnen ernstlich Sorgen: Kohle in den Hosentaschen, ein verschwundener Schirm, ein Schuh und ein Häubchen und dann noch der Zeitungsbericht: Alles deutet darauf hin, dass die beiden die Frau gemeuchelt haben. Die Indizien werden findig vernichtet, im Hintergrund brät Mistingue den Schuh mit großem Dampf – doch Lenglumé reitet sich mit zwei tätlichen Übergriffen noch weiter in den Mord-Morast... 

Live-Songs am Klavier

Das alles hat Schreiber auf den Punkt inszeniert, aber auf billige Schenkelklopfer weitgehend verzichtet. Dafür hat Jürgen Heimüller Moritaten-Songs in Couplet-Manier geschrieben, die samt Klavierbegleitung gesungen werden. Das passt, und am Ende verstehen wir auch, warum die Herren sich, wenn sie Lenglumés Gattin spielen, immer einen rosa Babybauch vorhalten. Das Original erscheint in persona von Christin Wehner. Das Premierenpublikum feierte auch sie.


Aufführungen bis 3. Mai immer Mi.-Sa., Karten-Tel. 0911/ 216 27 77, ZAC-Rabatt

www.gostner.de

 

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