Pfiffiger Dialogwitz in der Wüste Namibias

Nürnberg - Rebekka Kricheldorfs komödienhafte Sozialsatire spielt in Namibia, aber viel ist nicht zu sehen von dem Land, geschweige denn von seinen Bewohnern. Denn die eigentliche Frage, die in pointierten Dialogen auf der Bühne der Nürnberger Kammerspiele zwischen zwei Paaren erörtert wird, lautet: Was ist deutsch?

Alice (Adeline Schebesch) und Ben (Thomas Nunner), ein altgedientes Münchner Ehepaar im Rentenalter, haben sich an Namibias kühler Atlantikküste für den Lebensabend eingerichtet. Eigentlich war Sylt die erste Wahl, doch dort ist es zu teuer. Also langweilt man sich in Afrika. Warum nicht mal in einem Wüstencamp, wo unzählige Drinks von der dauergeöffneten Bar das Herumhängen in den Campingstühlen erträglich machen.

Als Julia (Bettina Langehein) und Gero (Stefan Willi Wang) anreisen — ein junges deutsches Pärchen mit entwichklungshelferischen Ambitionen — , entbrennt zwischen unzähligen schwarzen Müllsäcken auf der Kammerspiel-Bühne bald ein Disput über Beziehungen, Rollenverständnisse, das Wesen der Deutschen, Klischees, Kolonialismus und Gutmenschentum. So heftig und abgründig wie in Edward Albees "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" oder Yasmina Rezas "Gott des Gemetzels" wird es allerdings nicht. Doch es bilden sich auch hier immer neue Allianzen und Gegnerschaften. In der Regie von Bettina Bruinier verwandeln die vier bestens aufgelegten Schauspieler Rebekka Kricheldorfs ohnehin mit bitterbösem Humor ausgestattete, griffige und pointierte Dialoge in zündende Wortgefechte oder auch lapidare Verbal-Duelle im Stil von Loriot.

Da macht das Zuhören riesig Spaß und es gibt auch Stoff zum Nachdenken. Manchmal kommt das Gezänk aber auch nur wie eine Aneinanderreihung von Sketchen daher. Als Gesamtgeschichte bleibt "Robert Redfords Hände selig" daher etwas dünn. Vielleicht liegt es daran, dass da auf afrikanischem Boden allzu viele Themen angerissen, aber nicht vertieft werden.

Und wo bleiben eigentlich Robert Redford und seine Hände? Sie schaffen es tatsächlich ins Stück — wenn schwelgerisch die berühmte Szene aus "Jenseits von Afrika" zitiert wird, in der Redford Meryl Streep die Haare wäscht. . .

Weitere Aufführungen: 12., 14./15. 17., 25. und 29. April. sowie im Mai, Juni und Juli. Kartentel.: 09 11/2 16/27 77.