Polizeiruf 110: Blackout und Aufruhr der Gefühle in Rostock

1.3.2015, 21:25 Uhr
Die Kommissare (Charly Hübner, Anneke Kim Sarnau) besuchen Max Schwarz (Christian Friedel, Mitte) in der Psychiatrie.

© NDR/Christine Schroeder Die Kommissare (Charly Hübner, Anneke Kim Sarnau) besuchen Max Schwarz (Christian Friedel, Mitte) in der Psychiatrie.

Denn gleichzeitig wird Achim Hiller, der Chef einer großen Windkraftfirma, für die Schwarz arbeitete, tot auf dem Gelände einer aufgelassenen Werft gefunden – erschossen in seinem Wagen. „Einer durch den Kopf und vier in den Oberkörper, bamm, bamm, bamm, bamm, bamm“, sagt LKA-Profilerin Katrin König (Anneke Kim Sarnau), als sie mit ihrem Kripo-Kollegen Alexander Bukow (Charly Hübner) den Tatort untersucht.

Der Fall führt die Rostocker Polizeiruf-Ermittler zurück in die Vergangenheit (König) und an ihre emotionalen Grenzen (Bukow). König kennt Hiller aus einem alten Fall, als sie den Mächtigen im Bundesland zu nahe kam und in der Folge versetzt wurde, Bukow schläft immer noch im Auto, nachdem seine Frau ihn mit Kollege Volker Thiesler  (Josef Heynert) betrogen hat. Ein emotionsgeladener Polizeiruf, in dem die Ermittler viel allein kämpfen, die Männer um die Liebe der Frauen, die Frauen um ihre Unabhängigkeit.

Max Schwarz wird zur Schlüsselfigur in dem Fall. Als Systemadministrator hat er streng geheime Firmendokumente, die brisante Informationen enthalten, an Zeitungen gegeben. Das Passwort sollte folgen, außer Hiller bezahlt ihn. Bevor er aber das Passwort versenden kann, verliert er sein Gedächtnis und findet es nicht wieder, nur eine Melodie in seinem Kopf und Schmauchspuren an seiner Hand bleiben zurück.

Wichtige Zeugin, schwarze Kassen

Christian Friedel spielt den gedächtnislosen Informatiker Max Schwarz mit der nötigen Sensibilität und Eindringlichkeit, so dass man ihm die Abspaltung und Verdrängung seiner Persönlichkeit, seiner Erinnerungen, abnimmt. Keine leichte Aufgabe, die er da meistert.

Max Schwarz hat Angst, vor dem was er getan haben könnte, und Katrin König hat Angst vor dem, was ihr passieren könnte, wenn Schwarz sich nicht an das Passwort erinnert. Sie braucht die Daten, um endlich beweisen zu können, dass sie vor ihrer Versetzung nach Rostock auf der richtigen Spur war.

Eine wichtige Zeugin kam damals ums Leben, es ging um schwarze Kassen in Hillers alter Firma, jetzt kann sie nicht mehr locker lassen. Sie ist kurz davor, ihre Ehre zu retten und die Verantwortlichen für den Tod der Zeugin dran zu kriegen. Dafür riskiert sie so manchen Alleingang und das Misstrauen ihrer Kollegen.

Anneke Sarnau spielt stark und überzeugend die König, eine Frau, die sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lässt und entgegen aller Widerstände kämpft. Dass sich die Landesregierung und die LKA-Oberen in die Ermittlungen einmischen, macht sie nur verbissener. Richtig stark wird sie, als es zur Katastrophe kommt und Schwarz erschossen wird.

An einem Strang

Es ist ihr Polizeiruf, sie steht im Vordergrund, während Bukow mit seinen Emotionen ringt. Bukow kommt nicht hinweg über den Betrug seiner Frau und wird daran umso heftiger erinnert, als sich heraus stellt, dass Max Schwarz’ Frau ihren Mann ebenfalls betrogen hat.

Ein Umstand, der ihn und König wieder zusammen bringt. Als Team ziehen sie an einem Strang und schaffen es doch noch, dass dieser atemlose Polizeiruf einer Lösung entgegen geht, der König ihr altes Trauma bewältigen und Bukows Wunden auf dem Herzen verkrusten lässt.

Ein Polizeiruf, der lebt von den verlassenen, enttäuschten, betrogenen Männern, denn auch die Ermittler Thierse und Pöschel haben ihre Verletzungen wegzustecken. Ein Polizeiruf, der lebt von den Frauen, die kämpfen, für sich, für andere, für Ehre und Zukunft.

Ein Polizeiruf, in dem die Emotionen nur kurz unter der Oberfläche lauern, jederzeit hochgehen können, ein Polizeiruf, dessen Tempo im krassen Gegensatz steht zu den Schiffen, die gemächlich aus dem Rostocker Hafen fahren.

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