Portrait von Thomas Mann in Lauf aufgetaucht

11.2.2016, 07:44 Uhr
Peter Büttner hat bereits einige Werke des Malers Moritz Coschell bei dem Kunstsammler Peter Gabor aus Bochum erstanden. Vor kurzem entdeckte der Laufer in dessen Beständen das lange als verschollen geglaubte Porträt von Thomas Mann.

© Daniela Harbeck-Barthel Peter Büttner hat bereits einige Werke des Malers Moritz Coschell bei dem Kunstsammler Peter Gabor aus Bochum erstanden. Vor kurzem entdeckte der Laufer in dessen Beständen das lange als verschollen geglaubte Porträt von Thomas Mann.

Gemalt hat das Gemälde Moritz Coschell (1872-1943), der zu den speziellen Sammelgebieten Büttners gehört. Das Gemälde, das wohl um 1934 entstand, galt 80 Jahre lang als verschollen und tauchte erst 2014 wieder im Kunsthandel auf. Peter Büttner erwarb das Ölgemälde für 4000 Euro und verkaufte dafür nach eigenen Angaben sogar seinen Lieferwagen.

Experten halten das Porträt allein schon wegen seines kunsthistorischen Wertes für weitaus wertvoller. Coschell-Porträts haben im Schnitt einen Marktwert von 50.000 Euro. Weil ihm einige Linien am Kinn des Schriftstellers verdächtig vorkamen, ließ Büttner das Bild im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg (GNM) untersuchen. "Wir konnten aber keine weiteren Skizzen unter der jetzigen Malschicht feststellen", erläutert GNM-Pressesprecherin Sonja Mißfeldt. "Die Komposition ist eindeutig aus einem Guss", zitiert Mißfeldt aus der Expertise der GNM-Experten.

Das Schicksal des Malers Moritz Coschell war tragisch. Er selbst war zwar evangelisch und heiratete 1921 eine protestantische Bankierstochter in Dortmund, aber weil seine Eltern Juden waren, erhielt er 1933 Berufsverbot. Er floh aus Berlin in die Wohnung der Schwiegereltern in Dortmund, aber nach den "Nürnberger Rassegesetzen"  von 1935 durften sich keine "Halbjuden" in Wohungen aufhalten, in denen unter 40-Jährige lebten. So floh er erneut in seine Heimatstadt Wien und gehörte bis 1938 dort zu den angesehensten Künstler. Doch dann marschierten die Nazis in Österreich ein und Coschell erhielt erneut Berufsverbot. Er wandte sich an eine ihm bekannte Sekretärin von Thomas Mann, um eine Ausreise in die USA zu organisieren. Aber das misslang. Er erkrankte schwer und starb völlig mittellos am 11. Juli 1943 in einem provisorisch eingerichteten israelischen Spital der ehemaligen Talmud Tora Schule, in der sich heute die Vereinssynagoge Malzgasse befindet.

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