Ran an den "Tannhäuser"

12.10.2017, 14:04 Uhr
Ran an den

© Foto: Dominic Steinmann / dpa

Richard Wagner und kein Ende. Im Wagner-Jubiläumsjahr 2013 grub die POC das Singspiel-Fragment "Frauenlist ist größer als Männerlist" aus und bereits seit sechs Jahren zeigt man eine tolle Kammerversion vom "Fliegenden Holländer" in einem Waschsalon (und nicht nur dort). Diese Erfolgsproduktion geht übrigens ab dem 23. November wieder an den Start.

Aber zuvor gibt es eben die besondere POC-Fassung des "Tannhäusers", der im Nebentitel ja "Der Sängerkrieg auf Wartburg" heißt. Bei Wartburg klingelt natürlich das Stichwort Luther. "Wir hatten das erst gar nicht auf dem Schirm", erzählt POC-Leiter Franz Killer. "Aber Pfarrerin Christine Rinka von der Peters-Gemeinde wollte unbedingt mal etwas zusammen mit uns machen. Und so entstand der Gedanke an den ,Tannhäuser‘."

Der zwischen weltlicher und geistiger Liebe zerrissene Minnesänger-Revoluzzer Tannhäuser, der übrigens in der Nähe der Nürnberger Jakobskirche begraben sein soll, sucht nach Freiheit. Und da kommt nun geballte Frauenpower ins Spiel. Mit von der Partie ist nämlich die ukrainische Sensations-Band "Dakh Daughters", die 2014 mit ihrer außergewöhnlichen Musik Teil der folgenreichen politischen Protestbewegung gegen das Janukowitsch-Regime auf dem Maidan-Platz in Kiew war und dadurch weltweit bekannt wurde. Zusammen mit Wagners rauschhafter Musik soll ein furioser Klangkosmos als Grenzerfahrung zwischen den Welten entstehen.

Die "Dakh"-Musikerinnern sind allesamt Schauspielerinnen am Kiewer Dakh-Theater, das der ukrainische Theaterregisseur Vlad Troitsky gegründet hat und seither leitet. Unter großen Mühen gelang es den POC-Verantwortlichen Kontakt zu Troitsky herzustellen und ihn von der Wagner-Idee zu überzeugen. Nun ist er selbst nach Nürnberg gekommen. Dabei spielt die Band keinen "Tannhäuser"-Sound, sondern präsentiert eigene Songs. Und weil die Künstler aus der Ukraine weltweit so gefragt sind, haben sie leider auch nur für drei Aufführungen (13. bis 15. Oktober) Zeit. Franz Killer hofft aber inständig, dass er das Stück später wieder aufnehmen kann.

Ein weiterer Grund, sich diese Pocket-Produktion anzuschauen, ist Yaron David Müller-Zach. Der junge Regisseur aus Wien, der an der Essener Folkwang-Schule ausgebildet wurde, gibt mit dem "Tannhäuser" sein Nürnberg-Debüt. Er konzentriert das Stück auf die Hauptcharaktere Venus, Elisabeth, Tannhäuser, Wolfram von Eschenbach und den Landgrafen, die von vier Sängern verkörpert werden. "Wir freuen uns auf diese neue Regie-Handschrift", betont Killer.

Tatsächlich hat Müller-Zach zusammen mit dem POC-Dramaturgen Florian Reichart die drei Akte zusammengezogen und daraus ein Destillat zum Thema Rebellion gemacht — und da liegt ja die Reformation auch nicht weit weg . . . Die Premiere am 13.10. ist schon fast ausverkauft, aber für die zwei weiteren Termine gibt es noch genügend Karten.

ZInfos und Karten unter Tel. 09 11 / 32 90 47 oder 09 11 / 2 31 40 00.

Verwandte Themen


Keine Kommentare