Rätsel um Altar gelöst

4.5.2016, 12:30 Uhr
Rätsel um Altar gelöst

© Foto: Weigert

Im Journalismus gibt es die klassischen W-Fragen: Wer hat etwas getan, wo, wann, wie und warum? Vor genau diesen Fragen standen auch die Forscher im GNM mit Blick auf eine Kreuzigungsgruppe, die seit über 100 Jahren im Haus ist. „Wir wussten, die Qualität der Skulpturen ist erste Güte, aber wir hatten keine Informationen zu ihrer Geschichte“, sagt Projektleiter Matthias Kammel.

Ein Rasenstück führte die Kunsthistoriker, Kunsttechnologen und Restauratoren schließlich auf die richtige Spur. Nach jahrelangen Recherchen können sie den Fragenkatalog nun präzise abarbeiten, das Rätsel der Herkunft des Werkes lösen und vermitteln ihre Ergebnisse in einer anspruchsvollen unhd ansprechend gestalteten Ausstellung. Deren Herzstück vor rotem Grund: Christus, der flankiert wird von Maria und Johannes, deren Gewänder wie Kaskaden die Körper hinabfließen.

Die Skulpturengruppe ist, wie Forschungen nun ergaben, Teil eines Altars, den Berthold Deichsler, der wohl ein reicher Kaufmann war, 1418 für die Nürnberger Dominikanerkirche in Auftrag gab. Zu den Skulpturen gehör(t)en unter anderem Altartafeln, die heute in Berlin verwahrt (und nicht ausgeliehen) werden.

Zwei außergewöhnliche Entdeckungen machten die Forscher beim Durchleuchten des Lindenholzes: Man  entdeckte großflächige Ausgleichsschichten, aufgetragen in einer Technik, wie sie eigentlich erst ab dem 17. Jahrhundert verwendet wurde. Eine kleine Sensation ist zudem die Frisur des Gekreuzigten: Locken, die von seiner Schläfe hängen, bestehen nicht aus Holz, sondern aus Bleibändern, die in Bohrlöcher gesteckt wurden. Und zwar bei der Entstehung des Werkes, nicht erst später.

„Es gibt in der damaligen Zeit nichts Vergleichbares“, betont Kammel und kann über die Gründe nur rätseln. „Vielleicht ist bei der Arbeit ein Malheur passiert, die geschnitzten Locken gingen kaputt und wurden in der Werkstatt pragmatisch und schnell durch Blei ersetzt.“ Bei allen recherchierten Fakten bleiben also noch viele Fragen der Forscher offen. Deshalb ist Kammel sicher: „Diese Ausstellung wird Folgen haben.“

GNM, Kartäusergasse, Nürnberg, 5. Mai bis 23. Oktober, Di.-So. 10-18, Mi. 10-21 Uhr, Katalog 13,50 Euro.

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