Rollbretter, die für manche die Welt bedeuten

26.11.2018, 16:30 Uhr
Rollbretter, die für manche die Welt bedeuten

© Pedro Malinowski/Staatstheater

Händel verträgt so einiges. Und natürlich kann man seine Opern auch in der Skater-Szene ansiedeln. Warum nicht? Schließlich hat der Barockmeister in der "Wassermusik" eine Hornpipe geschrieben. Da passt Händel sicher auch in eine Halfpipe wie sie sich etwa in der B-Project-Indoor-Halle in St. Peter findet. Aber eine Anverwandlung in die Jetztzeit sollte mit Intelligenz geschehen.

Der neue "Xerxes" im Nürnberger Opernhaus ist allerdings ein Musterbeispiel dafür, wie man über ein Stück eine Konstruktion werfen kann ohne jede Rücksicht auf Verluste und Sollbruchstellen. Da braucht man sich dann nicht zu wundern, dass vieles eben nicht mehr dramaturgisch richtig funktioniert und aufgeht.

Das französische Regiekollektiv "La Lab" hatte sich entschieden, das Musikdrama vom Hellespont in den Spittlertorgraben und auf den Kornmarkt zu verlegen. Hier trifft sich die Skater-Community. So schön, so gut. Aber wenn die Hauptprotagonisten die ganze Zeit nur mit dem Skateboard unterm Arm umherlaufen, ist das ungefähr so glaubwürdig wie einer, der auf der Straße ein Skalpell findet und sich fortan als Mediziner ausgibt.

Das macht die Aufgaben für die Sänger nicht einfacher: Die Ansprüche sind bis in die Nebenrollen hinein oftmals extrem hoch und voller Koloraturgefällstrecken, die teilweise noch halsbrecherischer erscheinen als manche scharfkantige Curbs und hohe Rails in angesagten Skateparks. Almerija Delic überzeugt in der Titelpartie mit ihrem grundständigen Mezzo, der auch charaktervolle Tiefenbrüche einschließt. Ihr Xerxes ist nicht unbedingt der Macho vom Dienst, sondern er sucht sein amouröses Heil eher im Strippenziehen. Am Ende allerdings vergeblich.

Weitere Aufführungen: 1., 8., 16., 23., 27. und 30. Dezember; Karten: Tel. 09 11 / 2 16 27 77.

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