Schlacht der Festivals: "Rock am Ring" gegen "Grüne Hölle"

24.2.2015, 17:11 Uhr
Musikpartys kann man nie genug haben: Die Zahl der großen Rock-Festivals erhöht sich heuer nochmal: In Nürnberg steigt wieder "Rock im Park", in München erstmals "Rockavaria".

© Foto: Fengler Musikpartys kann man nie genug haben: Die Zahl der großen Rock-Festivals erhöht sich heuer nochmal: In Nürnberg steigt wieder "Rock im Park", in München erstmals "Rockavaria".

Soviel Rock’n’Roll war selten: Die "Grüne Hölle", veranstaltet von der Deutsche Entertainment AG (DEAG), offenbart sich vom 29. bis 31. Mai auf dem Nürburgring sowie bei Ablegern in München ("Rockavaria") und Wien ("Rock in Vienna"). Das erfolgreiche Zwillingsfestival Rock am Ring/Rock im Park (5. bis 7. Juni) steigt auf dem Flugplatz Mendig in der Vulkaneifel und auf dem Nürnberger Zeppelinfeld; verantwortlich ist seit fast 30 Jahren die Marek Lieberberg Konzertagentur (MLK).

DEAG-Chef Peter Schwenkow will von einem "Krieg der Festivals", den manch einer schon ausgerufen hatte, allerdings nichts wissen: "Das ist ein ganz normaler Wettstreit, so etwas gibt es in jeder Branche."

Zur Erinnerung: 2014 hatten sich die Besitzverhältnisse am Ring geändert. Die neuen Herren der Rennstrecke in der Eifel vom Autozulieferer Capricorn verlängerten den Vertrag mit Lieberberg nicht. Stattdessen wurde mit der Deutschen Entertainment AG (DEAG) ein FünfJahres-Vertrag abgeschlossen. Mit im "Grüne Hölle"-Boot ist auch der langjährige Konzertveranstalter Ossy Hoppe (ein früherer Weggefährte von Lieberberg) und seine Agentur Wizard Promotions.

Rock ohne Kompromisse

Marek Lieberberg, dessen Konzertagentur mittlerweile zu 100 Prozent zur CTS Eventim AG gehört, fand mit dem Flugplatz Mendig in der Vulkaneifel einen neuen, deutlich größeren Spielplatz nur 30 Kilometer vom Nürburgring entfernt.  Lieberberg hat mit dem alten Gelände längst abgeschlossen: "Im Endeffekt war der Nürburgring ein glorifizierter Parkplatz“. Er habe den Ärger hinter sich, zumal er sein Festival ganz unabhängig von dem Ort, an dem es stattfindet, sieht: „Die Marke ,Rock am Ring’ ist ja nicht gesetzt worden durch die Location, sondern durch die Inhalte, die Perfektion - durch das, was wir in all den Jahren dort gemacht haben. Das wird sehr oft verwechselt.“

Auch wenn der Herausforderer DEAG inhaltlich auf "100 Prozent Rock ohne Kompromisse!" setzt, das Konzept seiner Festivals ähnelt dem Lieberbergs natürlich auffallend - das geht bis hin zur optischen Gestaltung der Websites.

Derzeit halten die Fans wie es aussieht aber dem Original die Treue: Mehr als drei Monate vor Start der beiden Freiluft-Festivals sind für Nürnberg bereits 60 000 Tickets verkauft, für "Rock am Ring" 85.000 - dort stehen nur noch 4250 Karten zur Verfügung. "Die Fans haben sich in dieser Situation ganz klar für unser Konzept entschieden", so Marek Lieberberg. "Und es freut mich besonders, dass das ehemalige Sorgenkind Nürnberg sich so hervorragend entwickelt hat."

"Extrem zufrieden"

Die DEAG hat bislang noch keine offiziellen Vorverkaufszahlen veröffentlicht. Peter Schwenkow sagt nur soviel: "Wir sind extrem zufrieden und voll im Plan." Dass er keine konkreten Zahlen nennt, sei "Prinzip", sein Unternehmen mache das nie.

Aber ist der Fan, der sich vielleicht keine zwei Festivals dieser Größenordnung leisten kann, am Ende nicht der Dumme? Peter Schwenkow weiß aus Beiträgen in sozialen Medien, dass es "durchaus eine erkleckliche Anzahl an Menschen gibt, die beide Festivals besuchen“.

Schwenkow hält den Markt für noch längst nicht übersättigt: „Ich glaube, dass es sogar noch mehr neue und interessante Festivals geben wird.“ Jedes müsse seinen Markt und seine Fans finden: „Wir haben eine klare Musikfarbe und eine klare musikalische Philosophie. Jedes Festival hat seine Existenzberechtigung, und unsere Ausrichtung ist eben etwas härter. Eins ist klar: Wir spielen nicht fürs Feuilleton, wir spielen für den Fan.“

Abgerechnet wird freilich am Schluss. "Letztlich muss das Publikum darüber entscheiden", sagt Lieberberg. "Wenn sich die Sättigung in Verlusten niederschlägt, dann kehrt auch wieder die Vernunft ein." Kollege Schwenkow schlägt in dieselbe Kerbe: "Wir sind Dienstleister und bieten bestimmte Bands, einen bestimmten Service und einen bestimmten Spaß - entscheidend ist am Ende, was der Fan macht."


Grüne Hölle am Nürburgring und Rockavaria im Münchner Olympiapark, 29. bis 31 Mai, sowie Rock in Vienna in Wien, 4. bis 6. Juni:

Headliner: Die US-amerikanische Metal-Band Metallica, die englische Alternative-Rockband Muse und die US-amerikanische Hardrock-Band Kiss.

Weitere Bands: Faith No More, Judas Priest, Limp Bizkit, Bonaparte, Accept, Kreator, Testament, Eisbrecher und viele mehr.

Kosten: Das Drei-Tages-Ticket kostet 179 Euro, am Nürburgring inklusive Camping, Parken und 5 Euro Müllpfand; in München ist Campen im und um das Olympiapark-Gelände verboten.

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