"Sicario": Im Drogenkrieg sind alle Verlierer

1.10.2015, 12:02 Uhr

© Studiocanal

Auch "Sicario" (Drehbuch: Taylor Sheridan) lässt sich als Thriller bezeichnen, doch ist Villeneuve diesmal deutlich politischer. Ausgehend von der aufrichtigen FBI-Agentin Kate Macer (Emily Blunt), die von ihren Bossen in immer tiefere Abgründe gezogen wird, widmet er sich dem gnadenlosen Drogenkrieg im amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiet. Regeln gelten dort nicht und unbeschadet kommt keiner davon, weder ihr Vorgesetzter (Josh Brolin) noch der scheinbar aus eigenen Motiven handelnde Alejandro (Benicio Del Toro). Und schon gar nicht der, der an seinen Idealen festhält.

Subtile Spannung

Die Spannung, die Villeneuve heraufbeschwört, entfaltet sich eher subtil, wird erst spät verdichtet und ist doch permanent spürbar. Die bedrohlich vor sich hin köchelnde Filmmusik von Jóhann Jóhansson ist eine Klasse für sich. Gleiches gilt für die herausragende Kameraarbeit von Roger Deakins. Dessen Bilder aus der Vogelperspektive von einer Reihe schwarzer SUVs, die in minutenlanger Präzisionsarbeit die Brücke am US-mexikanischen Grenzübergang passieren, bleiben lange im Kopf.

Auch die prominente Besetzung überzeugt auf ganzer Linie, nicht zuletzt Del Toro, der sich mit Filmen über den Kampf gegen die Drogenclans spätestens seit seinem Oscar-Gewinn für "Traffic" auskennt. Um ein Haar wäre Villeneuve also ein Meisterwerk gelungen, das in der gleichen Liga spielt wie Michael Mann in seinen besten Zeiten. Dazu hätte "Sicario" allerdings etwas mehr aussagen müssen als die nicht gerade neue Erkenntnis, dass es in diesem Krieg keine Gewinner gibt, Gut und Böse sich selten trennen lassen und alle Beteiligten in Grauzonen operieren. (USA/122 Min.; Cinecittà, Nbg.; CineStar, Erl.)

Verwandte Themen


Keine Kommentare