Smarties und Smartphones

16.9.2018, 14:30 Uhr
Smarties und Smartphones

© Foto: Athina Tsimplostefanaki

Roman Sörgel alias Bembers betritt mit seinem typischen "Ey Horch amol"-T-Shirt über dem runden Bauch die Bühne und heizt von Anfang an dem Publikum mächtig ein. Der Zottelbart ist etwas grauer geworden, die wallenden Locken aber sind so wild, wie es sich für den selbsternannten allerhärtesten Comedian - auch bekannt als "Rock and Roll Jesus" oder Sänger von "Wassd scho? Bassd scho" - gehört.

Sein Bühnenbild besteht aus bunten Smarties mit Gesichtern von grinsend bis fluchend. Und der Meister selbst gibt sich erfahrungsmilde. Früher, in seinen seligen 1980ern war nämlich noch alles besser. Da wäre niemand auf die dumme Idee gekommen, Fotos von seinem Essen mitzubringen und damit zu nerven. Oder sich selbst in allen Lebenslagen abzulichten und die Ergebnisse den Freunden aufzudrängen. Keiner konnte bei Kneipendiskussionen schnell nachgoogeln, wer Recht hat und damit die Stimmung killen.

Man hätte Leute damals für verrückt gehalten, wenn sie sich so benommen hätten, wie es heute üblich ist. Schuld sind natürlich die Smartphones, gegen die Bembers heftig austeilt. Doch als er die Gäste auffordert, ihre Geräte zu zerstören, macht keiner mit. Nur Spaß.

Seine Storys wenden sich Themen wie Online-Partnersuche, Tinder und SM-Praktiken zu, analysieren Zigarettenschnorrer, warnen vor den Monstern, die in Südstadt-Tankstellen arbeiten, bieten manchen Schwank aus seiner wilden Jugend in Porno-Videotheken und landen stets krachend in seiner Stammkneipe, dem "Burnout". Dort spricht er mit seinen Kumpels Terror, Pattex, seiner Freundin Priscilla und dem Rest der Gang feste dem Bier zu. Schon nimmt er auf der Bühne einen tiefen Schluck.

Ja, früher waren die Leute korrekter und haben sich mehr umeinander gekümmert. Es war gemütlicher. Ob Bembers damit richtig liegt, sei dahin gestellt. Den Zeitgeist jedenfalls trifft er, wenn er beschreibt, dass viele Kids lieber Rapper werden wollen statt ein Handwerk zu lernen und mit ihrer pseudocoolen Haltung nicht weit kommen.

Nein, bei Bembers sind es nicht die Themen, die zünden, denn die hat man alle irgendwo bei anderen Spaßvögeln schon gehört. Bei ihm ist es seine authentische, direkte Art, die Ehrlichkeit, das unnachahmliche Fränkisch. Und vor allem der Kumpel-Effekt. Wohl fast jeder Zuschauer würde gern mit ihm ein Bier trinken und wüsste gerne, wo sich das legendäre "Burnout" versteckt. Krass gut, ey!

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