Snowpunkfestival im Z-Bau

8.12.2017, 10:25 Uhr
Snowpunkfestival im Z-Bau

© Foto: Stefan Gnad

Die Geschichte der Seizures beginnt wie die vieler Bands: Man hat musikalische Helden, deren Sound man abfeiert. Und irgendwann denkt man sich, dass so etwas doch auch selbst (nach)machbar sein muss. In diesem Fall reden wir von lautem, schrillem Sixties-Garagen-Punk, wie ihn die legendären The Cramps spielten oder auch die vielen unbekannten Kapellen, mit denen die obskure amerikanisch-deutsche Plattenfirma Crypt Records seit über 30 Jahren die Welt beglückt.

Arno Lang und Dennis Kallert kannten sich aus der lokalen Rockabilly- und Psychobilly-Szene, als sie sich bei einem Konzert über den Weg liefen und beschlossen, es musikalisch miteinander zu probieren. Das war im Herbst 1995. Richtig los ging es, als ein Jahr später Dennis’ Bruder Nils am Bass dazu stieß. Die Psychobilly-Szene nahm die Erlanger dankbar auf, die ersten Jahre tourten The Seizures mit wechselnden Schlagzeugern fleißig durch ganz Europa und teilten sich die Bühnen mit Genre-Größen wie The Meteors, Demented Are Go und Mad Sin.

Zweite Initialzündung war 1999 ein gemeinsam besuchtes Konzert von Zen Guerrilla. "Die waren im Prinzip eine furchtbar laute Bluesband mit einem Soulsänger", erinnert sich Sänger und Gitarrist Arno Lang. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Musiker längst begonnen, ihren musikalischen Horizont zu erweitern und neue, fremde Stilrichtungen für sich zu entdecken. Mit den wunderbaren The Rockin’ Lafayettes schürfte Arno lange nach dem perfekten Lo-Fi-Blues-Entwurf (und spürt diesem seit seinem Ausstieg mit The Devil’s Dandy Dogs im Duoformat weiter nach). Nils frönte unter anderem mit den vielgelobten Smart Ass Dynamite & The New Generation Of Destructive Entertainment dem jazzigen Tanzpunk à la NoMeansNo.

The Seizures liefen all die Jahre mit. Und spätestens mit dem Einstieg von Schlagzeuger Tom Schedelbauer nahm die Geschichte 2012 wieder Fahrt auf. Der Oberpfälzer war furchtlos genug, auf eine Anzeige zu antworten, die vollmundig lautete: "Band sucht Drummer, der auf Slayer und Referend Horten Heat steht" – und entpuppte sich als das fehlende Puzzleteilchen.

Plötzlich war alles offen. Die Zusammenarbeit flutschte, jeder wusste, wo die Reise hingeht. Die neuen Lieder entstanden im demokratischen Kollektiv im urigen Übungsraum, der in einem Erlanger Stadtmauerturm untergebracht ist und früher Brutstätte der legendären Punkrocker Oxymoron war. Auch das Motto wurde von "Psychosonic Rock’n’Roll" in "Death Blues" geändert. Nachzuhören ist dieser stilistische Befreiungsschlag auf dem vierten Studioalbum "Party At Napalm Beach", auf dem sich The Seizures geschmeidig zwischen den Genres bewegen – mal schroff losrumpelnd, mal knarzig-verweht, aber immer noch reichlich verrückt und mit Dreck unter den Fingernägeln.

Seit sämtliche Genregrenzen niedergerissen sind, hat die Band das Problem, dass sie überhaupt nicht mehr szenetauglich ist. Als selbsternannte Death Blueser sitzen The Seizures zwischen den Stühlen: Punk, Psychobilly und Garagenrock auf der einen, Blues, Surf, Twang und Rock’n’Roll auf der anderen Seite. "Wenn es für uns nicht mehr langweilig ist, dann ist es fürs Publikum meist zu kompliziert", fasst Gitarrist Dennis die Entwicklung zusammen. "Inzwischen machen wir Songs, die wir früher nie im Leben weitergedacht hätten."

The Seizures am 9. Dezember ab 20.30 Uhr beim "Snowpunkfestival #2" im Z-Bau, Frankenstraße 200 (mit The Très Biens, The Girly Birds und Houseparty).

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