Soul-Queen Joy Denalane im Erlanger E-Werk

23.4.2017, 11:00 Uhr
Nach sechsjähriger Pause wieder auf der Bühne: Die deutsche Soul-Sängerin Joy Denalane.

© Rainer Windhorst Nach sechsjähriger Pause wieder auf der Bühne: Die deutsche Soul-Sängerin Joy Denalane.

Sechs Jahre lang hatte Joy Denalane kein Album herausgebracht, eine für Pop-Maßstäbe ewig lange Zeitspanne, die sie beim Erlanger Konzert auch damit erklärt, dass sie eigentlich schon zwei Jahre nach "Maureen" von 2011 einen Nachfolger fertig hatte, diesen aber wieder verwarf und nochmal ganz von vorne anfing. Entsprechend hoch sind dann natürlich die Erwartungen an "Gleisdreieck", dem lang erwarteten Album also, das den hohen Ansprüchen der Künstlerin an sich selbst nun offenbar gerecht geworden ist. Um auf den Punkt zu kommen: Richtige Knaller sind die neuen Songs weder in der Studio- noch in der Live-Fassung.

Natürlich hat die 43-jährige Berlinerin allein dadurch jede Menge Respekt verdient, dass ihr Anfang des Jahrtausends die Quadratur des Kreises gelungen ist, indem sie bewiesen hat: Soul auf Deutsch ist eben doch möglich! Und natürlich singt sie noch immer mit dieser unglaublich geschmeidigen Stimme, in der man am liebsten baden möchte. Doch abgesehen davon vermisst man bei ihrer Musik vor allem eines: Höhepunkte. Wie auch das Album wird das Konzert mit "Himmel berühren" eröffnet, einem angenehm entspannten Midtempo-Song mit einem lebensbejahendem Text und einer Melodie, die man bereits vergessen hat, sobald die nächste Nummer eingezählt wird.

"Hologramm", das von der Entfremdung eines Liebespaars erzählt, schürft da schon tiefer, lässt aber ebenfalls die musikalische Prägnanz vermissen. "RotSchwarz" ist eine nette Verbeugung vor Prince's "Purple Rain“ (inklusive Heldengitarrensolo), während ein Stück wie "Schlaflos" das genaue Gegenteil seines Themas bewirkt. Es dauert eine ganze Weile, bis mit dem coolen Soul-Funk von "Was auch immer" und "Soweto", der Afro-Funk-Hommage an ihren südafrikanischen Vater, etwas Leben in die Bude kommt – beides sind bezeichnenderweise ältere Stücke. Die sechsköpfige Band ist mit ihrer routinierten, disziplinierten Zurückhaltung auch nicht gerade für Überraschungen gut, die Arrangements bleiben dem gediegenen Sound treu, den man vom Neo-Soul der Nuller-Jahre gewohnt ist. Von der fiebrigen Experimentierlust und Dringlichkeit, die sich mit Künstler/innen wie Akua Naru, D'Angelo oder Kendrick Lamar derzeit im zeitgenössischen R&B und HipHop breit macht, zeigt sich Joy Denalane bisher weitgehend unbeeinflusst.

So bleibt unterm Strich der Eindruck einer handwerklich makellosen Performance, die trotz Denalanes unbestreitbarer gesanglicher Fähigkeiten selten über das gehobene Mittelmaß hinausgeht. Notiz am Rande: Warum das gesamte Obergeschoss des Großen Saals, inklusive zweiter Bar und Balustrade, abgesperrt wurde (was das Publikum dazu nötigt, sich durch das unnötigerweise gerammelt volle Parkett zu quetschen um etwas zu trinken zu holen) erschließt sich nicht wirklich.

Verwandte Themen


Keine Kommentare