Spezialitäten im Gemischtwarenladen

Von STEFFEN RADLMAIERUND HANS VON DRAMINSKI Jazz ist freilich nur noch ein Farbtupfer auf der bunten Musik-Palette, die Andrea Söllner und Jan Rottau als Festivalleiter neuerdings dem Publikum anbieten. Das Spektrum reichte vom afrikanischen Klassik-Crossover „MoZuluArt“ bis zum deutschen Reggae-Star Gentleman. Dazwischen ein amerikanischer Weltstar wie Randy Crawford oder die kubanische Pianistin Marialy Pacheco als Höhepunkte. Ebenso vielfältig ist die Liste der Spielorte, darunter eine Kirche, ein Festzelt, der Marktplatz und eine Sporthalle. Wendelstein macht’s möglich. Große Klasse bewies die Soul-Sängerin Randy Crawford bei ihrem umjubelten Auftritt in der FV-Eventhalle. Hierzulande hatte man lange nichts mehr von der Amerikanerin gehört, deren Name seit den 70er Jahren oft in einem Atemzug mit Aretha Franklin und Mahalia Jackson genannt wird. Und nach dem Tod ihres musikalischen Partners Joe Sample im letzten Jahr schien auch ihre Bühnenkarriere am Ende zu sein. Doch in Wendelstein überraschte eine gut gelaunte Randy Crawford mit einer unglaublich jung klingenden, gefühlvollen Stimme. Musik ist für sie keine Show, sondern eine Herzensangelegenheit, das spürt das andächtig lauschende Publikum. Ein musikalisches Schwergewicht, das federleicht wirkt und den Songs Flügel verleiht. Begleitet von einem fast schon allzu routinierten Quartett serviert die 63-Jährige fast ausschließlich Soul- und Liebesballaden. Anfangs plätschert das Programm so dahin, angenehm, aber nicht besonders aufregend. Irgendwo zwischen Lounge Music und Easy Listening. Wenn da nicht diese Stimme wäre, die buchstäblich unter die Haut geht. Doch schon bald folgt man gebannt den Herzergießungen dieser famosen Sängerin, die Jazz-Standards, Blues-Klassiker und Rock-Songs schlicht und ergreifend interpretiert. „Windmills of your Mind“ fehlt da ebenso wenig wie der alte Hit „Streetlife“ oder „Cajun Moon“. Irgendwann geht Randy Crawford, die sich sichtlich wohl fühlt, runter ins Publikum, setzt sich auf einen freien Platz und singt einfach weiter. Die Zuhörer sind hin und weg und auch der Bürgermeister von Wendelstein ist ganz aus dem Häuschen. „Feel Good“, wie in einem Song, heißt es nicht umsonst. Die Stimmung steigt unaufhaltsam weiter, als Dylans „Knockin’ on Heaven’s Door“ und Lennons „Imagine“ erklingen. Am Ende hält es keinen mehr auf den Stühlen und das Konzert endet mit Standing Ovation für die Künstlerin und Kusshändchen fürs Publikum. ZBildergalerie unter www.nordbayern.de 4.5.2015, 12:11 Uhr

Mit zwei Auftritten des Star-Drummers Wolfgang Haffner ging das 22. Festival „Jazz & Blues Open“ in Wendelstein zu Ende. Die musikalische Bilanz fällt durchaus erfreulich aus.

Weniger Glück hatten die Veranstalter mit dem Wetter beim Open-Air am 1. Mai auf dem Markplatz, der sich dennoch im Laufe des Nachmittags immer mehr füllte. Als musikalisch versierte Stimmungskanone erwies sich die Neutral Ground Brass Band, die aus Amsterdam kommt, aber hunderprozentig nach New Orleans klingt.

Ein Open-Air-Highlight war die singende Schauspielerin Jasmin Tabatabai, die in Wendelstein zusammen mit dem „David Klein Quartett“ aus der Schweiz – Bandleader David Klein am Tenorsaxofon, Davide Petrocca am Kontrabass, Olaf Polziehn am Flügel und Peter Gall am Schlagzeug – ein feines Chanson-Programm für Querhörer und Um-die-Ecke-Denker servierte.

Tags darauf waren Olaf Polziehn und Ingmar Heller dann die einfühlsamen Partner im „Acoustic Trio“ von Wolfgang Haffner, das wegen der großen Nachfrage zwei Mal in der Jegelscheune auftrat.

Haffners Heimspiel bildete das gelungene Jazz-Finale des abwechslungsreichen Festival in Wendelstein, wo man die Sache mit dem Jazz nicht mehr so genau, aber immer noch ernst nimmt.

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