Staatstheater: Herzog verspricht bessere Informationen

8.11.2018, 09:29 Uhr
Staatstheater: Herzog verspricht bessere Informationen

© Michael Matejka

Wollte man eine große Gemeinsamkeit zwischen Jens-Daniel Herzog und seinem Vorgänger Peter Theiler nennen, so käme man nicht umhin, beiden Theatermännern ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein zu attestieren. Andererseits ist es auch nicht schwer, einen großen Unterschied zwischen beiden auszumachen: Peter Theiler liebt Belcanto-Opern und ließ sie zuweilen über fünfzig Prozent des Spielplan-Angebots ausmachen.

Jens-Daniel Herzog dagegen ist diese Epoche völlig suspekt. Er hält es lieber mit der Barockoper ("40 Arien, aus denen sie selbst eine Geschichte kreieren können."), dem Verismo (",Madama Butterfly‘ ist großartig") und der Gegenwartsoper.

Ab Februar wieder "Leporellos"

Eloquent, humorvoll und ausdauernd stellte sich der 54-jährige Staatsintendant den Fragen von NN-Kulturredakteurin Katharina Erlenwein, Chefredakteur Michael Husarek und des Publikums. Dabei schälte sich schnell heraus, dass die Theaterkunden unzufrieden mit der Informationspolitik der Bühne sind: Plakate und die Homepage stellten die Fans oft vor Rätsel, das gedruckte Monatsheft "Zehn" enthalte zu wenig Informationen, und Inhalte, die man früher im Theatermagazin Impuls fand, suche man jetzt im Internet vergebens.

Jens-Daniel Herzog warb zunächst einmal um Verständnis: "Wir können nur ein Prozent unseres Etats für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit ausgeben. Bei großen Unternehmen liegt der Anteil oft zwischen 30 und 40 Prozent." Mit diesen übersichtlichen Bordmitteln müsse man sich fit machen für das digitale Zeitalter und sei deshalb gezwungen, neue Prioritäten und Akzente zu setzen.

Allerdings habe man die Kinderkrankheiten bei der Neuaufstellung unterschätzt: "Wenn die dritthäufigste Seite, die angeklickt wird, die Fehlerseite ist, dann stimmt etwas nicht", gab sich Herzog selbstkritisch. So kündigte er an, dass es ab Februar wieder gedruckte Spielplan-Leporellos mit ausführlicheren Inhalten zu den Stücken und ihrer jeweiligen Besetzung geben werde. Einer der anwesenden Theatergänger bedauerte auch die Abschaffung der losen Besetzungszettel jenseits des Programmhefts.

Das Publikum ändert sich

Dass er ein ziemlich gesellschaftspolitisches Verständnis von seinem Amt hat, betonte Herzog im Hinblick auf das zukünftige Theaterpublikum: "Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass vierzig Prozent der Nürnberger Bevölkerung einen Migrationshintergrund haben. Im Opernensemble und Ballett sind wir traditionell multiethnisch aufgestellt."

Aber auch Schauspiel-Direktor Jan Philipp Gloger versuche, das in seiner Schauspiel-Crew zu berücksichtigen. "Bei Jugendlichen liegt in Nürnberg die Quote sogar bei sechzig Prozent mit migrantischen Wurzeln", unterstrich Michael Husarek die Bedeutung des Themas.

Längere Opernhaussanierung

Dass sich Nürnberg eher auf sieben bis zehn als nur auf drei Jahre Baustelle bei der Sanierung des Opernhauses einstellen sollte, gehörte ebenso zu den Botschaften des Abends wie Herzogs weitreichendes Bekenntnis: "Wir bilden am Richard-Wagner-Platz das Scharnier von der Süd- in die Altstadt und das sollten wir auch architektonisch berücksichtigen." Das klingt nicht nur nach Umbauten hinter den Kulissen.

Michael Husarek entlockte dem Theaterchef dann noch eine Kampfansage. Die Frage nach einem Ranking oder Tabellenplatz seines Hauses im Bundesvergleich wollte Herzog nicht beantworten, aber er kündigte an: "Bayerns größtes Mehrspartenhaus wird allen Münchner Theatern nicht nur Konkurrenz machen, sondern sie auch ästhetisch übertreffen." Wie gesagt, an Selbstbewusstsein mangelt es Jens-Daniel Herzog nicht. . .

Verwandte Themen


Keine Kommentare