Star Wars: Wer will schon Königin Amidala sein?

4.5.2015, 12:59 Uhr
Erfolg wie am Fließband: Das Marketing von "Star Wars" ist unvergleichlich - und extrem erfolgreich.

© dpa Erfolg wie am Fließband: Das Marketing von "Star Wars" ist unvergleichlich - und extrem erfolgreich.

Ob der Jediismus eine eigene Religion ist, darüber scheiden sich weiterhin die bürokratischen Geister in England. Dass diese Glaubensform in Anlehnung an die Jedi-Ritter ein Ausdruck der seit 38 Jahren andauernden Erfolgsgeschichte von "Star Wars" ist, darüber gibt es keine Zweifel.

Der neue Trailer zum siebten Teil der Sternensaga steht kurz vor der 50-Millionen-Klickmarke, bei Panini Comics gehört das Magazin „Star Wars: The Clone Wars“ mit 200.000 Exemplaren zu den auflagenstärksten Neuheiten. Das Boxset mit allen sechs bisher erschienenen Filmen rangiert bei Online-Händler Amazon seit 730 Tagen unter den 100 bestverkauften Artikeln in der Kategorie „DVD & BluRay“. Und vermutlich weiß immer noch jedes Kind, wer Yoda und Darth Vader sind – neue Fernsehserie und Lizenzverkauf an Lego sei Dank.

Teil des popkulturellen Gedächtnisses

Als einziges Werk mit einer Veröffentlichung in den Siebzigern gehört „Krieg der Sterne“ zu den 100 erfolgreichsten Filmen aller Zeiten – nur am Einspielergebnis gemessen. Zwei weitere Werke folgten in den Achtzigern, schlossen die erste Trilogie ab. Drei weitere Filme erschienen dann um die Jahrtausendwende, in denen Regisseur George Lucas die Vorgeschichte der drei alten Filme erzählt.. Kaum eine Reihe dürfte sich so nachhaltig ins popkulturelle Gedächtnis eingeprägt haben. „Star Wars“ fasziniert bis heute.

„Die ursprüngliche Trilogie bietet inhaltlich für fast jede Zuschauergruppe etwas“, sagt André Haller, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Bamberg. „Die Filme erzählen zum Beispiel eine Geschichte, die viele Elemente eines Märchens aufweist, etwa Ritter mit einem Ehrenkodex, die Bedrohung durch eine Großmacht, die den Frieden zerstört, oder auch der Handlungsstrang um Prinzessin Leia, die von einem Bauernjungen befreit wird, der schließlich zur Ikone des Aufstands gegen das Imperium wird.“ Aufgrund ihrer positiven Aussage seien die Filme auch für Heranwachsende geeignet, so der 30-Jährige. „Deshalb sind Zuschauer eine wichtige Zielgruppe.“

Wenn Eltern ihren Kindern von Filmen erzählen, verdreht der Nachwuchs sonst gerne die Augen. Doch „Star Wars“ bekam von der Jugend nie den Stempel des alten Filmschinkens aufgedrückt. Vielmehr hat sich die Faszination über Generationen weitergetragen.

Prinzessin, Grünschnabel, Held

„Es geht in den Filmen doch vor allem um die Geschichte“, sagt Nick Maley, Special-Effects-Maskenbildner, der an der Entwicklung der Puppen für Meister Yoda mitarbeitete. „Wenn Du die originale Trilogie anschaust, dann ist es eine Story über drei fehlerbehaftete Menschen: eine großspurige Prinzessin, ein Grünschnabel, der glaubt, alles zu wissen, und ein Held wider Willen. Und geraten von einem Missgeschick zum nächsten.“ Wer eine Geschichte um diese Charaktere schreibt, dessen Film wollen die Leute sehen – weil sie diese Figuren lieben. Eine Gefühlsregung, welche die drei neueren Teile nie erreicht haben. „Wer sagt heute denn, dass er unbedingt Queen Amidala sein möchte?“

Auch Haller sieht die neuen Filme in einem ähnlich Licht: „Zur neuen Trilogie habe ich, wie wohl die meisten Zuschauer, ein gespaltenes Verhältnis. Der dritte Teil „Die Rache der Sith“ erinnert sehr an die Stimmung der alten Trilogie, macht aber die „Sünden“ aus den ersten beiden Teilen wie Jar Jar Binks nicht wett.“ Natalie Portman in der Rolle der Queen Amidala sieht er ebenfalls negativ. „Man hatte stets den Eindruck, dass sie sich in einer SciFi-Rolle unwohl fühlt.“

Doch trotzdem kratzten die drei neuen Filme nicht am Status der Sternensaga für die Popkultur. „So gut wie die Filme sind, so brillant ist das Marketing“, sagt Maley. Meist hört dies nach Erscheinen des Films auf. Doch bei „Star Wars“ ging es schon in den Siebzigern einfach weiter, so der 65-Jährige. Es war Lucas von Beginn an klar, dass er eine Trilogie wollte. Selbst wenn er dafür Kompromisse eingehen musste.

Denn das Filmstudio war von einem dritten Teil in den Achtzigern nicht überzeugt – so führte Lucas die Ewoks in seine Saga ein. Teddybärenähnliche Kreaturen auf einem Waldplaneten. Perfekt, um sie als Spielzeugfiguren zu verkaufen.

Han Solo ist zurück

Nun erscheint im Dezember dieses Jahres der siebte Teil von „Star Wars“, Auftakt einer dritten Filmtrilogie. Bei den Fans weckt vor allem die Personalie J.J. Abrams hohe Erwartungen. Nick Maley bezeichnet den 48-jährigen US-Regisseur als großartigen Dramaturgen. Und Abrams bringt neben neuen Figuren die alten Charaktere wieder auf die Leinwand. Der neue Trailer zeigt, dass Luke Skywalker, Chewbacca und Han Solo dabei sein werden – wenn vielleicht auch nur mit kurzen Auftritten.

„Der Auftritt von Kultcharakteren wie Han Solo, gespielt von Harrison Ford, und Chewbacca, zeigt, dass Abrams und sein Team das Erbe der alten Filme weitertragen wollen. Kommerziell wird die neue Trilogie mit hundertprozentiger Sicherheit ein großer Erfolg“, so André Haller. „Für einen Flop ist die Marke „Star Wars“ zu stark.“

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