Straße der Deutschen Sprache führt jetzt nach Nürnberg

27.12.2018, 10:43 Uhr
Straße der Deutschen Sprache führt jetzt nach Nürnberg

© Foto: Hermann Klink

Ferienstraßen gibt es wie Sand am Meer - von der Alpen- bis zur Weinstraße, von der Porzellan- bis zur Silberstraße. Solche Ferien- oder Themenstraßen sind auf Dauer angelegte Reiserouten mit einem speziellen Thema. Sie verfolgen den Zweck, das Gebiet der Streckenführung touristisch besser zu vermarkten. Das Problem ist nur, dass die wenigsten davon wirklich im Bewusstsein der Menschen sind.

"Im Prinzip sind nur drei richtig erfolgreich: Die Romantische Straße, die Burgenstraße und die Märchenstraße", sagt Wolfram Zilk von der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg. Die hat nun Ja dazu gesagt, "Anrainer" der Straße der Deutschen Sprache zu werden. "Logischerweise", wie Zilk meint, "denn hat nicht Hans Sachs weite Kreise der Bevölkerung sprachlich beeinflusst? Der Buchdruck in Nürnberg den Siegeszug der Reformation erst ermöglicht? Der Pegnesische Blumenorden auf spielerische Weise Literatur an den Mann und die Frau gebracht?"

Poeten im Irrhain

Der Pegnesische Blumenorden, diese älteste Literaturgemeinschaft Deutschlands hatte berühmte Mitglieder wie Theodor Fontane, Marie von Ebner-Eschenbach, Peter Rosegger oder Gerhart Hauptmann, um nur einige zu nennen. Die Literaten besitzen mit dem Irrhain bei Kraftshof ein einzigartiges Natur-Kultur-Denkmal, in dem sich seit 1678 Poeten treffen. Einmal jährlich – immer am 1. Sonntag im Juli – sind ab 14 Uhr Gäste willkommen, das "Irren" im Hain lohnt aber ganzjährig. Der Gründer des Blumenordens, Georg Philipp Hardsdörffer, Hans Sachs sowie etliche weitere Literaten sind zudem in St. Johannis begraben, einem 500 Jahre alten Kleinod sepukraler Kunst mit einzigartigen Epitaphien.

Es gibt für Zilk aber noch weitere gute Argumente, warum Nürnberg auf die Straße der Deutschen Sprache gehört: Mit "Korn & Berg" finde sich seit 1531 am Hauptmarkt die älteste Buchhandlung Deutschlands. Das Museum für Kommunikation befasse sich mit den technischen Möglichkeiten der Kommunikation. Und im Museum Industriekultur werde in der vollständig betriebsbereiten Bleisatz-Druckerei die alte Technik wieder lebendig. Und nach allen Besuchen könne man im Restaurant des Literaturhauses sowie im Zeitungscafé Hermann Kesten in der Stadtbibliothek essen und trinken, aber auch in Zeitungen und Büchern stöbern.

Attraktiv und überlebensfähig

Und was bringt die Mitgliedschaft der Stadt? "Man wirbt gemeinsam und hat einen gemeinsamen Internetauftritt", sagt Zilk, der zugleich betont: "Das kostet nicht die Welt. Der Mitgliedsbeitrag bewegt sich im dreistelligen Bereich pro Jahr." Für Ferienstraßen insgesamt sieht er keine rosige Zukunft, glaubt aber, dass die Straße der Deutschen Sprache mit ihrem absoluten Spezialthema für Literaturfreunde durchaus attraktiv und überlebensfähig ist.

Die Zeiten, als Touristiker den Kunden Pakete auf der Alpen-, Wein- oder Silberstraße verkauften, seien längst vorbei. "Das stellen sich die Leute heute individuell im Internet zusammen", so Zilk. Außerdem seien nicht alle Ferienstraßen gut "gewartet": "Oft werden mit EU-Geldern neue Straßen aus dem Boden gestampft. Wenn die Förderung ausläuft, fühlt sich keiner richtig zuständig."

Ganz aktuell stehe zum Beispiel die Deutsche Spielzeugstraße, der auch Nürnberg angehört, vor dem Aus. "Die ganzen Puppen- und Bärendoktoren in den neuen Bundesländern sterben aus, viele große Firmen an der Straße haben dicht gemacht", erklärt Zilk und sieht die Tatsache, dass es in diesem Jahr noch keine Mitgliederversammlung gegeben hat, als Zeichen der langsamen Auflösung. Die Straße der Deutschen Sprache dagegen wächst: Neben Nürnberg ist nun auch Erlangen neu dabei — schließlich finden hier unter anderem das renommierte Poetenfest und der Comic-Salon statt.

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