"Tatort" aus Hamburg: Deutschlands dunkle Seiten

16.12.2017, 22:06 Uhr
Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) ermitteln bei einer Demonstration.

© NDR/Christine Schroeder Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) ermitteln bei einer Demonstration.

Ähnlichkeiten zu einer echten deutschen Partei sind natürlich nicht rein zufällig - läuft. "Das Volk" soll schließlich eine Stimme im Bundestag haben. Doch dummerweise ist "das Volk" etwas undankbar veranlagt: Die Hamburger Fraktionsvorsitzende Nina Schramm (Anja Kling) bekommt Morddrohungen.

Also sollen die Bundespolizisten Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) die Politikerin beschützen. Was jedoch gründlich schief geht: Nina Schramm ist zwar wohlauf, doch ihr Ehemann Richard kommt bei einem Autounfall ums Leben. Ein Anschlag? Fix wird, zumindest von gewissen Kreisen, der "linke Mob" als Täter identifiziert. So einfach ist die Geschichte aber natürlich nicht.

Die Schräubchen, an denen Rechtspopulisten drehen

Man ahnt als Zuschauer des neuen, hochaktuellen "Tatort"-Films aus dem Norden der Republik schnell, wo die Lösung des Falls steckt. Macht aber nichts. Denn in "Dunkle Zeit" geht es nicht darum, wer der Mörder ist. Vielmehr lotet Autor und Regisseur Niki Stein sensibel und vielschichtig aus, mit welchen Mechanismen Rechtspopulisten arbeiten - und auch, wo die Schwachstellen sind, an denen sie ihre Schräubchen überhaupt ansetzen können. "Wie lange sind Sie heute schon im Dienst?", fragt Schramm und redet von Überstunden, Personalmangel und davon, dass ihre Partei nun endlich mal die Wahrheit sage. In Grosz arbeitet es sichtlich.

Nein, die Anhänger der "Neuen Patrioten" sind eben nicht, wie Falke schnoddert, nur "denkfaule Analphabeten mit Internetanschluss". Und die dazugehörigen Politiker nicht nur skrupellose Unsympathen. Schwarz-Weiß malt der Film nicht, sondern porträtiert zwei Seiten Deutschlands, die sich unversöhnlich gegenüber stehen. Auf welcher dieser "Tatort" steht, ist natürlich trotzdem unverkennbar.

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