"Tatort" aus Ludwigshafen: Krimi-Experiment misslingt

24.2.2017, 20:22 Uhr
Der neue "Tatort" auf Ludwigshafen: Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, Mitte) ist Peter Beckers (Peter Espeloer) Begleitung bei der Premiere des Amateurtheaters Babbeldasch.

© SWR/Martin Furch Der neue "Tatort" auf Ludwigshafen: Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, Mitte) ist Peter Beckers (Peter Espeloer) Begleitung bei der Premiere des Amateurtheaters Babbeldasch.

Ulrike Folkerts’ Lena Odenthal zählt zu den Urgesteinen der "Tatort"-Kommissare. Für die Folge "Babbeldasch" ließ Axel Ranisch, der bislang fürs Kino gedreht hat, Folkerts nun mit alten Bühnenhasen zusammenarbeiten. Das Amateur-Ensemble des real existierenden Ludwigshafener Mundart-Theaters "Hemshofschachtel", das im Film zur titelgebenden "Babbeldasch" umgetauft wird, stellt den Großteil der Schauspieler-Riege.

Worum geht’s? Kommissarin Odenthal wird in ihrer Freizeit als Besucherin einer Babbeldasch-Aufführung Zeugin eines Mordes — oder besser gesagt, eines Zwischenfalls, der sich nach und nach als Verbrechen entpuppt. Mitten in der Premiere segnet Ensemble-Chefin Sophie Fettèr (gespielt von der echten "Hemshofschachtel"-Gründerin Marie-Louise Mott) das Zeitliche.

Zuvor hatte die Allergikerin noch genussvoll in ein Croissant gebissen, das mit tödlichem Mohn gefüllt war. Kandidaten, die ein Interesse an ihrem Ableben haben könnten, gibt es etliche.

So klassisch wie der Krimi beginnt, so ungewöhnlich ist die Inszenierungsmethode. Statt auf eine vorgegebene Handlung oder festgeschriebene Dialoge, setzte Regisseur Ranisch nach einem Drehbuch von Sönke Andresen auf ein grobes Handlungsgerüst und die Kreativität seiner Darsteller. Das Team entwickelte die Charaktere beim Dreh Szene für Szene weiter und improvisierte die Dialoge. Selbst wer der Mörder ist, war nicht bekannt.

So ein Ansatz ist sicher mutig und innovativ. Und die Schauspieler (darunter auch die Herzogenauracherin Lisa Bitter als gestresste Mutter und Fallanalytikerin Johanna Stern) hatten ganz offensichtlich Spaß bei der Arbeit. Als Zuschauer vor dem Fernsehgerät verdreht man eher die Augen.

Denn was nach diesem freien Konzept entstanden ist, hat kaum das Zeug für einen Primetime-Krimi. Vielmehr kann sich, wer will, hier einen Mundart-Schwank aus der Kurpfalz ansehen, der nicht mal wirklich witzig ist. Die Handlung kommt nur schwerfällig voran, ein langwieriges Ensemble-Verhör macht die Sache nicht prickelnder, die Schauspieler sind sehr bemüht, und von Spannung ist weit und breit nichts zu spüren.

Dafür wird ausführlich in breitem Pfälzisch gebabbelt (was für Nicht-Pfälzer etwas anstrengend ist). Das tut übrigens auch das Mordopfer, das Lena Odenthal, die sich undercover ins Ensemble geschmuggelt hat, im Schlaf heimsucht, um die Kommissarin zur Täterjagd anzuspornen.

Die Ermittlerinnen bleiben in diesem "Tatort" übrigens weitgehend unter sich. Kopper alias Andreas Hoppe sucht lieber das Weite. Und am Ende hat die arme Odenthal noch einen bizarren Auftritt. Fazit: Verdienstvolles Experiment, leider missglückt.

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