"Tatort": Fahndung nach einem Sniper in Luzern

4.9.2015, 18:57 Uhr
Der neue "Tatort" aus der Schweiz bringt eigentlich gute Ideen mit, hat jedoch ein paar Ungenauigkeiten.

© ARD Degeto/SRF/Daniel Winkler Der neue "Tatort" aus der Schweiz bringt eigentlich gute Ideen mit, hat jedoch ein paar Ungenauigkeiten.

Im neuesten Fall aus dem Land der Eidgenossen ist der Zuschauer dem Ermittler-Duo immer einen Schritt voraus. Man weiß nicht nur, wer der Mann ist, der zwei junge Albaner mit höchster Präzision und präparierter Munition gnadenlos aus dem Hinterhalt erschossen hat, als wäre er im Krieg, man wird noch dazu unmittelbarer Augenzeuge der so blutigen wie kaltblütigen Tat. Das zarterbesaitete Publikum wird auf diese Augenzeugenschaft wahrscheinlich lieber verzichten und sich in den Fernsehsessel ducken.

Sehr schnell ist klar, dass der Sniper (gespielt von Antoine Monot Jr., dem "Tech-Nick" aus der Saturn-Werbung) weder ein Spinner noch ein Killer ist, sondern eigentlich ein rechtschaffener Kerl, der beim Bäcker um die Ecke dafür sorgt, dass sich keiner nassforsch vordrängelt. Nachdem es bald auch einen Treuhänder regelrecht wegbläst, ist für Flückiger (Stefan Gubser) und Ritschard (Delia Mayer) klar: Hier ist ein Serienmörder am Werk. Und weil alle drei Getöteten mächtig Dreck am Stecken hatten, ihnen aber wegen Überlastung der Justiz nie der Prozess gemacht wurde, lässt sich der Fall fix mit Kleists Michael Kohlhaas erklären: Es geht um Selbstjustiz, weitere Morde sind absehbar, was es folglich unter Hochdruck zu verhindern gilt.

Genau daraus versucht dieser gegen den Strich gebürstete, düster-brutale und mit melodramatischem Anstrich versehene „Tatort“ (Drehbuch Urs Bühler, Regie Florian Froschmayer) Suspense zu saugen. Was auch leidlich gelingt — wären da nicht Ungenauigkeiten und Unstimmigkeiten, die einer eigentlich guten Idee viel Wind aus den Segeln nehmen. Dass man hin und wieder kaum versteht, was die Protagonisten nuscheln, macht die Sache nicht besser.

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