Tatort-Folge zwischen Rassismus und Selbstzweifeln

10.10.2015, 09:49 Uhr
Tatort-Folge zwischen Rassismus und Selbstzweifeln

© NDR/Alexander Fischerkoesen

Die Geschichte basiert auf Geschehnissen, die sich vor zehn Jahren in Dessau in Sachsen-Anhalt abgespielt haben und seitdem die Justiz beschäftigen. Der Flüchtling Oury Jalloh aus Sierra Leone verbrannte in seiner Zelle - in Obhut der Polizei. Bis heute ist die Frage, warum er starb, ungeklärt. Eine ähnliche Tristesse wie in Dessau herrscht auch in der niedersächsischen Industriestadt Salzgitter.

Dort sind Falke und seine Bundespolizei-Kollegin Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) mutmaßlichen Schleusern auf der Spur: Bei der Festnahme widersetzen sich die Verdächtigen. Da rastet Falke aus und schlägt einen Schwarzafrikaner fast tot. Der wird blutüberströmt in Gewahrsam genommen und kommt noch in derselben Nacht bei einem Zellenbrand ums Leben. Obwohl er angekettet war, behaupten die örtlichen Polizisten, der Gefangene habe das Feuer selbst gelegt.

Von nun breitet sich ein Sumpf aus latentem Rassismus, erschreckendem Flüchtlingsdasein in total überfüllten Wohnheimen, privaten Katastrophen und auch nervlicher Überforderung bei den Sicherheitskräften aus. Falke kämpft schwer mit seiner moralischen Mitschuld am Tod des Afrikaners. Seine Kollegin Lorenz denkt ernsthaft ans Hinschmeißen.

Dunkelheit beherrscht die Bildwelt, die Regisseur Thomas Stuber und sein Kameramann Alexander Fischerkoesen in der Retortenstadt aufleben lassen. Die hat auch ihre Fans: Einmal sitzen zwei Ortspolizisten am Stichkanal und schauen auf das nächtlich erleuchtete Stahlwerk. "Als Kind dachte ich immer, ich sei eigentlich in San Francisco...", meint einer. Kurios ist auch der Beginn mit Joseph Haydns "Kaiserquartett", das aber bald von Marco Dreckkötters und Stefan Wills düster wummerndem Soundtrack abgelöst wird.

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