"Tatort"-Kommissar spielt Friedrich Engels

1.3.2017, 10:49 Uhr

© Foto: Neue Visionen

 Herr Konarske, Karl Marx gehört zu den wichtigsten deutschen Philosophen. Ohne Friedrich Engels wäre er das wohl nicht geworden. Welche Bedeutung hatte Engels für Marx?

Stefan Konarske: Nach meinem Gefühl war das eine Konstellation wie die eines Künstlers und seines Agenten. Karl Marx, das Genie, Engels, sein Berater, der versuchte die genialen Gedanken seines Freundes zu strukturieren. Beschreibt man es bildlich, könnte man sagen: Marx war Engels immer einen Schritt voraus und so immer der, der im Mittelpunkt stand. Auch heute gibt es von Marx viel mehr Denkmäler und Abbildungen als von Engels. 

Sie meinen Bilder von Marx und Engels als alte Männer mit Rauschebart. Im Film spielen Sie und Ihr Kollege August Diehl die beiden als Revoluzzer Mitte 20. Wie haben Sie die Rolle vorbereitet?

Konarske: Genau dieses Rauschebart-Image wollte ich vermeiden. Ich habe mich intensiv mit den Briefen zwischen Engels und Marx beschäftigt. Auch aus den Briefen, die Engels an seine Familie schrieb, kann man viel herauslesen und so einen Charakter erstellen. Engels war ein humorvoller, lebenslustiger Mensch, der seinen Interessen folgte. Und ein hochgebildeter: Engels konnte 26 Sprachen sprechen!

Hat der Film auch einen aktuellen, politischen Bezug?

Konarske: Ich habe mir die Frage des politischen Kosmos’ nicht gestellt. Es ist ein Film über Freundschaft und kein politischer Film. Was ich sagen kann, ist: Wir haben das Mitleid für das Gegenüber verloren. Das war 1844 anders. Heute werden wir mit Informationen überschüttet. Wir lesen eine schlimme Nachricht, aber sie berührt uns nicht.

Während Engels trinkt, um marxistische Ideen zu erschaffen, trinkt der von Ihnen gespielte Dortmunder "Tatort"-Kommissar Kossik aus Verzweiflung. Nach der nächsten, der zehnten Folge, steigen Sie aus. Warum?

Konarske: Der Konflikt zwischen Nora Dalay und Daniel Kossik war für mich nach der vierten Folge auserzählt. Eine Abtreibung ohne den anderen in Kenntnis zu setzen – ich wusste nicht, was da noch kommen soll. So ist es auch mit Faber.

Was soll da noch passieren, wenn man gegenüber seinem Chef massiv handgreiflich wird? Meine Entscheidung war inhaltlich bedingt, und man soll schließlich dann gehen, wenn es am schönsten ist. Nach immerhin fünf Jahren und zehn Folgen Dortmunder "Tatort" ist dieser Punkt erreicht. Stillstand ertrage ich nicht. Routine lähmt mich und hat für mich nichts mit Lebendigkeit und künstlerischen Prozessen zu tun.

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