"The Mule": Clint Eastwood in Bestform

31.1.2019, 08:45 Uhr

© Foto: Warner

Ewige Jugend wird ja gerade im Kino völlig überschätzt. Schauen wir Clint Eastwood an. Der Mann ist 88. Das sieht man. Die Falten, das lichte, wirre Haar, ein Paar blaue Augen, das im Leben schon einiges gesehen hat. All das gehört zusammen, ist Teil eines Gesamtkunstwerkes, das auf der Leinwand eine eigene magische Anziehungskraft entwickelt.

In seiner 38. Regiearbeit spielt Eastwood selbst den Blumenzüchter Earl Stone, der eine kleine Lilienfarm betreibt, bis die Konkurrenz aus dem Internet sein Geschäft ruiniert. Earl war seine Arbeit immer wichtiger als die Familie und außer der Enkeltochter will niemand mehr etwas von ihm wissen. Da bekommt er eine unerwartete Job-Offerte: Ein Drogenkartell will ihn als Kurier anheuern. Alt, weiß und absolut unauffällig ist Earl der ideale "Mule", wie die menschlichen Maultiere im Gangsterjargon heißen. Eigentlich soll es eine einmalige Sache sein. Aber als Earl den Umschlag mit dem Geldbündel in der Hand hält, ist die Versuchung zu groß. Schließlich gilt es nicht nur die gepfändete Farm zurückzubekommen, sondern auch, die Hochzeit der Enkelin auszurichten und die geliebte Stammkneipe vor dem Ruin zu bewahren.

Die Story beruht auf wahren Begebenheiten. In der New York Times erschien 2014 ein Artikel über den 90-jährigen Weltkriegsveteranen Leo Sharp, der zehn Jahre lang unbehelligt für das berüchtigte mexikanische Sinaloa-Kartell zentnerweise Kokain durchs Land kutschierte. Eastwood spielt den alten Knaben als Anti-Superhelden, der in seiner körperlichen Fragilität einen wunderbaren Kontrast zum durchtrainierten, kriminellen Umfeld bildet. Wenn Eastwood mit schlaksigen Schritten über den Parkplatz geht, erkennt man noch den zähen Cowboy von einst und befürchtet zugleich, dass die nächste Windböe ihn davon tragen könnte.

Wie 2008 in "Gran Torino" baut Eastwood seine Figur zum Repräsentanten der Generation "Old School" aus, die sich mit Smartphone und SMS schwer tut, aber ohne zu googeln weiß, wie man einen Autoreifen wechselt. Doch schließlich greift der lange Arm des Gesetzes nach dem illegalen Transportunternehmen. Als Drogenfahnder machen sich Bradley Cooper, Michael Peña und Laurence Fishburne auf die Spur des Maultiers, wodurch das recht gemäßigte Erzähltempo punktuell auf Actionfilm-Niveau beschleunigt wird. Aber auch die Ordnungshüter können einem Charmeur wie Earl nicht wirklich böse sein, genauso wenig wie die Familie, die ihm auf der kitschigen Zielgeraden seine Sünden allumfassend vergibt. (USA/ 116 Min.)

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