Theiler, Shelley und Co.: Viel Bewegung in Nürnbergs Kultur

4.7.2016, 16:05 Uhr
Theiler, Shelley und Co.: Viel Bewegung in Nürnbergs Kultur

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Wenn Peter Theiler, Intendant am Nürnberger Staatstheater, in zwei Jahren mit dann 62 Jahren an die Semperoper nach Dresden wechselt, ist das nur die prominenteste, beileibe aber nicht einzige Personalie am Richard-Wagner-Platz. Im selben Jahr enden auch die Verträge von Ballettdirektor Goyo Montero (41) und Generalmusikdirektor Marcus R. Bosch (46). Beide haben sich zwar noch nicht öffentlich erklärt, aber es erscheint wahrscheinlich, dass Montero, der dann zehn Jahre in Nürnberg gewirkt haben wird, die Chance eines Wechsels nutzt.

Da der designierte Staatstheater-Intendant Jens-Daniel Herzog (51) sich schwerpunktmäßig um das Musiktheater kümmern soll, wird er auch die Leitung der Staatsphilharmonie in die Hand einer Person geben, die er kennt und der er vertraut. Marcus Bosch selbst werden gute Verbindungen zur Südwestdeutschen Philharmonie in Konstanz nachgesagt.

Dass Peter Theiler profilierte Sänger, die er bereits aus Gelsenkirchen mit nach Franken brachte, an die Sächsische Staatsoper verpflichten wird, gilt als offenes Geheimnis. Dies dürfte unter anderem auf Sopranistin Hrachuhí Bassénz und Bariton Mikolaj Zalasinki zutreffen.

Verlängerung für Kusenberg?

Auch die Vertragszeit mit dem langjährigen Schauspieldirektor Klaus Kusenberg (62) endet in zwei Jahren. Er leitet das Schauspiel bereits seit dem Jahr 2000, würde seinen Vertrag aber gerne noch einmal verlängern, zumindest um eine Spielzeit. Im Juli 2018 wird Kusenberg 65 Jahre alt, doch das offizielle Rentenalter erreicht er erst im April 2019.

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Im bewährten und beliebten Schauspiel-Ensemble dürfte es ebenfalls zu größeren Umbesetzungen kommen. Zwar haben die Schauspieler, die mit Kusenberg im Jahr 2000 nach Nürnberg gekommen sind, theoretisch nach 15 Jahren festen Engagements an einer Bühne das tarifliche Recht auf einen dauerhaften Vertrag. Allerdings gibt es eine Klausel, nach der die Theaterleitung darauf pochen kann, dass vier Spielzeiten in dieser Ära nicht dazugezählt werden.

Und der Geschäftsführende Direktor des Staatstheaters, Christian Ruppert, lässt gegenüber dieser Zeitung durchblicken, dass die Ensemblemitglieder solch eine Vereinbarung unterzeichnet haben (was auch aus Schauspielerkreisen bestätigt wird). Damit wäre der Weg für breite Neubesetzungen durch den zukünftigen Intendanten frei — und bewährte Kräfte wie etwa Pius Maria Cüppers, Frank Damerius, Marco Steeger, Elke Wollmann und Stefan Lorch müssten sich auf Jobsuche begeben. Von den Jüngeren ganz abgesehen.

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Eifrig auf Dirigenten-Suche sind bereits die Nürnberger Symphoniker. Der Nachfolger oder die Nachfolgerin von Alexander Shelley (36), der 2017 aufhört, soll auf "jeden Fall internationales Niveau" aufweisen, wie Symphoniker-Intendant Lucius A. Hemmer erklärt. Er hat rund zehn Kandidaten und Kandidatinnen in der abgelaufenen und anstehenden Saison für Gastspiele in den Abonnementsreihen verpflichtet und hört anschließend natürlich auch auf die Eindrücke des Orchesters.

Im Sommer 2019 endet eine Ära am Germanischen Nationalmuseum: G. Ulrich Großmann (62) geht zu diesem Zeitpunkt in den Ruhestand. Der Kunsthistoriker wird dann 25 Jahre die Geschicke von Deutschlands größtem kulturhistorischen Museum geleitet haben. Dort verabschieden sich im Moment auch Jutta Zander-Seidel, Leiterin der Textil-Sammlung und Mitglied der Generaldirektion des Hauses, sowie Tobias Springer, Leiter der Sammlung Vor- und Frühgeschichte, in den Ruhestand.

"Es gibt Akzentverschiebungen und Neuausrichtungen"

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Bei den Museen der Stadt Nürnberg hat sich bereits in den vergangenen Jahren mit Leitungswechseln unter anderem im Spielzeugmuseum und im Dokuzentrum ein großer Generationenwechsel vollzogen. Matthias Murko, Leiter im Museum Industriekultur, ist der letzte der alten Chef-Riege, der noch im Dienst ist. Ende 2016 geht auch er in Ruhestand.

"Wir werden die Stelle überregional ausschreiben", sagt Ingrid Bierer, die Direktorin der städtischen Museen. Sie selbst ist Jahrgang 1957 und damit im etwa selben Alter wie ihre Stellvertreterin und Leiterin der Abteilung "kulturhistorische Museen" bei der Stadt Nürnberg, Gabriele Moritz.

Egal, ob im Theater, bei den Museen oder aber in der Verwaltung des Amtes für Kultur und Freizeit: Allerorten stehen Generationenwechsel an. "Mit den Leuten geht auch sehr viel Kompetenz und Erfahrung", sagt Werner Broda vom Kulturreferat und ist sich sicher: "Da wird es Akzentverschiebungen und Neuausrichtungen geben."

2020 dürfte auch das Ende der Dienstzeit von Kulturreferentin Julia Lehner (62) gekommen sein. Mit 18 Amtsjahren wird sie dann die zweitlängste Amtszeit (nach Hermann Glaser) eines Kulturreferenten in der Stadt absolviert haben. Ein Wechsel mitten in einer turbulenten Phase, in der sich Nürnberg eventuell als Kulturhauptstadt Europas rüstet.

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