Trauerarbeit im digitalen Zeitalter

17.9.2016, 06:00 Uhr
Trauerarbeit im digitalen Zeitalter

© Foto: Warner

Das Drehbuch basiert auf dem Bestseller-Roman von Sofie Cramer, die darin den tragischen Verlust ihres Lebensgefährten aufarbeitete und ihre Heldin zurück ins (Liebes-)Leben führte. Herfurth spielt selbst die Hauptrolle der Clara, die die Liebe ihres Lebens durch einen Autounfall verliert und auch nach zwei Jahren Auszeit auf dem Land darüber nicht hinweg gekommen ist. Wenn es ganz dicke kommt, schickt sie eine sehnsuchtsvolle SMS an die alte Nummer des Freundes - so sieht Trauerarbeit im digitalen Zeitalter aus.

Mittlerweile ist der Anschluss jedoch neu vergeben und so landen die herzzreißenden, lebenssinnsuchenden Kurznachrichten auf dem Display des Sportjournalisten Mark (Friedrich Mücke). Es dauert nicht lange, da haben Claras romantische Verse die eher pragmatisch geprägte Beziehung zu Freundin Fiona (Friederike Kempter) unterminiert und Mark setzt alles daran, die unbekannte SMS-Stalkerin ausfindig zu machen.

Mit bewährter Hüh-und-Hott-Dramaturgie ruckelt die Handlung der finalen Glücksfindung entgegen und verdrängt den Herzschmerz mit küchenpsychologischen Ratgeberweisheiten. Für die Auflockerung im amourösen Zweikampf sorgen Nora Tschirner als Claras beste Freundin, die immer einen kecken Spruch aus dem Ärmel schüttelt, und Frederick Lau in der Beste-Kumpel-Rolle, der für den Testosteron-Input im gefühligen Gewese zuständig ist.

Das alles bleibt emotional und narrativ weitgehend überraschungsfrei, visuell und musikalisch vollkommen konventionell, funktioniert aber aufgrund der schauspielerischen Chemie im Figurenquartett erstaunlich gut. Mit den romantischen Routineproduktionen Hollywoods kann es "SMS für dich" auf jeden Fall aufnehmen.

Eine besondere Erwähnung verdient dabei Katja Riemann, die hier eine deutsche Schlagersängerin spielt, die gar nicht so entfernt an Helene Fischer erinnert und die Grenzen zwischen Plattitüden und Lebensweisheit gekonnt verschwimmen lässt. Riemann ist als surreale Popkulturgestalt einfach urkomisch. Gäbe es einen Filmpreis für die beste Rampensau - sie hätte ihn verdient. (D/107 Min.)

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