Unerwünschte Geschenke im Thriller "The Gift"

1.12.2015, 07:57 Uhr
Unerwünschte Geschenke im Thriller

© Paramount

Auf den ersten Blick sind Simon Callum (Jason Bateman) und seine Frau Robyn (Rebecca Hall) ein Vorzeigepaar. Nach einer missglückten Schwangerschaft sind die beiden von Chicago nach Los Angeles gezogen, um in einer alten Villa in den Hollywood Hills einen Neustart zu versuchen. Gleich beim ersten Einkaufsbummel läuft ihnen Gordon Moseley (Joel Edgerton) über den Weg, ein Schulfreund von Simon. Man tauscht nette Worte und Telefonnummern aus, doch am nächsten Tag steht ein Geschenk von Gordon vor der Tür („Woher hat er unsere Adresse?“), dann schaut der so höfliche wie undurchsichtige Einzelgänger wie zufällig auf einen Sprung vorbei.

Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft ist das nicht, aber man bemüht sich. Doch so recht mag die Beziehung nicht in Gang kommen. Gordo, so sein Spitzname von früher, wird lästig – und von Simon bei einem klärenden Gespräch rausgeschmissen. Derweil kommen Robyn Zweifel: Klar war der Kollege ziemlich aufdringlich und unangenehm, vielleicht aber auch wirklich einfach nur nett. Außerdem gab es da offenbar einen Vorfall in der gemeinsamen Jugend der beiden Männer, über den nicht geredet wird. Dann ist plötzlich der Hund weg, die Fische schwimmen tot im Gartenteich, und Robyn beginnt wieder Tabletten zu schlucken...

„The Gift“ ist die erste Regiearbeit des Schauspielers Joel Edgerton („Exodus: Götter und Könige“, „Der große Gatsby“), der hier außerdem das Drehbuch geschrieben hat und eine der drei Hauptrollen übernahm. Das Leinwanddebüt des Australiers ist ein solider Psychothriller geworden – solide, weil Edgerton seine Figuren geschickt auf dem Spielfeld anordnet und dann ganz klassisch die Schraube zudreht. Nicht mehr als solide, weil die Twists in der Geschichte zwar nett sind, aber auch ziemlich voraussehbar.

Trotzdem entfacht Edgerton sehr reif und stilsicher ein feinsinniges, doppelbödiges Spiel, das immer wieder an Hitchcock und Polanski („Rosemary’s Baby“) erinnert – und kommt seinem Ziel, einen „intelligenten Thriller“ abliefern zu wollen, sehr nah. Dabei kann er sich mit Jason Bateman (hier wunderbar gegen seine übliche Komödien-Rolle besetzt) und Rebecca Hall („Vicky Cristina Barcelona“, „Iron Man 3“) auf vorzügliche Schauspieler an seiner Seite verlassen. Das Thema ist aber auch zu schön: Ich weiß, was Du in jenem Sommer getan hast! Abhaken und vergessen klappt leider nicht immer, manchmal ist man mit der Vergangenheit fertig, aber die Vergangenheit noch nicht mit einem selbst. Daumen nach oben.

USA/108 Min.; Cinecittà, Nürnberg; CineStar, Erlangen

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