Valer Sabadus faszinierte in Ansbach

26.7.2016, 17:19 Uhr
Valer Sabadus faszinierte in Ansbach

© Ludiwg Olah

Das frühabendliche Konzert war keine bequeme Reproduktion von Sabadus’ CD „Le Belle Imagini“, obwohl die viel Gluck enthält. Stattdessen beleuchtete es das Umfeld Glucks am „Vorabend der Revolution“ – unter dem Titel „Ridente la calma“, was soviel heißt wie, die Ruhe vor dem Sturm lächelnd zu genießen.

Oder sich einzustimmen auf „Orpheus und Eurydike“ heute Abend in Erlangen. Auch wieder mit Valer Sabadus und dem kleinen, aber feinen Orchester aus Graz, „recreation-Barock“, das Michael Hofstetter als Ableger seines „Großen Orchesters Graz“ leitet: Mit lustvoll attackierenden Streichern und Bläsern, in der Vivaldi-Tradition mit Block- und Querflöten, vibratolos natürlich, aber mit vielen Klangmöglichkeiten zwischen einschmeichelnd und scharfkantig. Und allemal hinreißend in der nachdenklichen Poesie der lyrischen Passagen auf der Chaiselongue des 18. Jahrhunderts.

Während der bisherigen Festspielabende hatte man öfter Gelegenheit und Anlass, über die Verbindung von Gluck und Mozart nachzudenken. Auch die vier Mozart-Arien des Ansbacher Programms zeigten, wie stark Mozart von Glucks Opern-Ausdrucksreform profitiert hat. Besonders wenn der Counter Sabadus (geboren in Rumänien, aufgewachsen in Niederbayern, im Interview ein überaus sympathischer Partner) sie nicht nur mit flüssig-kantabler Eloquenz singt, sondern mit all der Ausdruckskraft und Prägnanz spätbarocker Klangrede.

Damit lädt er das Koloraturenfeuerwerk genauso auf wie die tränenverhangene Lyrik dieser Musik („La finta giardiniera“). Das Gespür für barocke Emotionen und deren Umsetzung ins Heute, in anrührend-lupenreinen Klang hat Sabadus sehr schnell von den Regensburger Rathauskonzerten, Auftritten in München bis zu den Festspielen nach Aix-en-Provence katapultiert.

In Ansbach malte er jetzt ein wunderbares Mozart-Panorama von den frühen Opern bis zu seiner letzten („Titus“), streifte den böhmischen Mozart-Kollegen Josef Myslivecek und den neapolitanischen Koch und Komponisten Antonio Sacchini. Den beiden hatte das „galante Zeitalter“ die Syphilis eingebracht, die Musikwelt in Paris oder jetzt in Ansbach aber war beglückt von dem eleganten Zartgefühl, von Herz und Schmerz in dieser Koloraturen-Kunstwelt: von Sabadus bis ins kleinste Detail und auf differenzierte Klangfarben hin durchgearbeitet und durchlebt. Nichts auf der barocken Tonleiter, was Sabadus nicht erreichen würde: sensationell, Ovationen.

Auch für die Zugabe: Cherubinos „Voi que sapete“ aus „Figaros Hochzeit“ – gesungen von einem jungen Mann statt einem weiblichen Mezzo und mit Extra-Verzierungen aus der Mozartzeit. Erlebt man demnächst Valer Sabadus auch als männlichen „Rosenkavalier“ bei Richard Strauss ?

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