Verstörender Anti-Pop

24.2.2017, 13:32 Uhr
Verstörender Anti-Pop

© Neues Museum

Dazu ist vor allem die Ausstellung "Boris Lurie. Anti-Pop" geeignet. "Wir werden so viel nackte Haut zeigen wie nie zuvor", kündigt der stellvertretende Direktor Thomas Heyden an und erklärt auch gleich, was es mit den freizügigen Darstellungen auf sich hat: Der New Yorker Künstler Lurie, geboren 1924 im früheren Leningrad, übte mit der expliziten Darstellung drastische Kritik am Kapitalismus. Heyden erläutert: "Boris Lurie ging in Opposition zu dem Gedanken der Käuflichkeit, die sich bis auf den menschlichen – und da vor allem weiblichen – Körper erstreckt." Pornographie wird so zur Metapher für die kapitalistische Gesellschaft, der sich Lurie entgegenstellte.

Das zweite wichtige Thema, mit dem sich der jüdische Künstler auseinandersetzte, war der Holocaust. Die Bilder sollen bewusst verstören, den Schatten sichtbar machen, in dem Lurie lebte – er überstand mehrere Aufenthalte in verschiedenen deutschen Konzentrationslagern. Kurator Heyden sieht hier Potenzial, eine Zielgruppe zu erreichen, die neben der Kunst auch an der Aufarbeitung vergangener Verbrechen interessiert ist – "und da bietet die Menschenrechte-Stadt Nürnberg viel Potenzial."

Neben Lurie wird es 2017 natürlich noch viele andere Ausstellungen geben, darunter "Von der Kunst, ein Teehaus zu bauen" – eine moderne Auseinandersetzung mit der Ästhetik und Architektur des Ortes, an dem die traditionelle Teezeremonie stattfindet. "Gerade an diesem von Tradition geprägten Ort können die Künstler mit neuen Möglichkeiten experimentieren", sagt Direktorin Eva Kraus. In der Ausstellung befinden sich auch Namen wie Kengo Kuma, der international bekannte japanische Architekt.

In Kooperation mit dem "Kino der Kunst" zeigt das Neue Museum im Mai Filme des Münchener Festivals; auch das übrige Jahr werden Künstlerfilme im Neuen Museum zu sehen sein.

In den Foyers warten neue Projekte auf den Besucher: "Neue Standards: zehn Thesen zum Wohnen" setzt sich kritisch mit veralteten Vorschriften und Vorstellungen der Städte- und Gebäudeplanung auseinander, "100 beste Plakate" zeigt die Gewinner des jährlichen Wettbewerbs in einer breiten Palette des Plakat-Designs. Wie immer ist der Eintritt in die Foyers frei.

Ab Juli wird dann der "Hexagonal Water Pavilion", Jeppe Heins beliebter Kunstbrunnen, wieder auf dem Klarissenplatz zu sehen sein.

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