Von Blechtrommeln und Wahlkampf in Nürnberg: Zum Tod von Günter Grass

13.4.2015, 18:16 Uhr
Am 13. April 2015 starb der deutsche Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Günter Grass in Lübeck. Sein Leben war geprägt von seinen Büchern und vielen Kontroversen - denn Grass hielt sich nie mit seiner Meinung zurück. Auch in Nürnberg und Franken sorgte er für Wirbel.
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Am 13. April 2015 starb der deutsche Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Günter Grass in Lübeck. Sein Leben war geprägt von seinen Büchern und vielen Kontroversen - denn Grass hielt sich nie mit seiner Meinung zurück. Auch in Nürnberg und Franken sorgte er für Wirbel. © dpa

Sein berühmtestes Werk: Mit dem Roman "Die Blechtrommel", veröffentlicht 1959, machte der 1927 in Danzig geborene Autor auf sich aufmerksam. Das liegt auch an der kontroversen Verfilmung mit dem damals minderjährigen David Bennent als Blechtrommler Oskar Mazerath. Rechts von ihm sitzt Regisseur Volker Schlöndorff. Übrigens ebenfalls in dem Film zu sehen: Mario Adorf.
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Sein berühmtestes Werk: Mit dem Roman "Die Blechtrommel", veröffentlicht 1959, machte der 1927 in Danzig geborene Autor auf sich aufmerksam. Das liegt auch an der kontroversen Verfilmung mit dem damals minderjährigen David Bennent als Blechtrommler Oskar Mazerath. Rechts von ihm sitzt Regisseur Volker Schlöndorff. Übrigens ebenfalls in dem Film zu sehen: Mario Adorf. © United Artists / dpa

"Die Blechtrommel" ist Teil der sogenannten Danziger Trilogie, zu der noch die Werke "Katz und Maus" sowie "Hundejahre" gehören. Bis heute sind sie die bekanntesten Bücher von Grass.
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"Die Blechtrommel" ist Teil der sogenannten Danziger Trilogie, zu der noch die Werke "Katz und Maus" sowie "Hundejahre" gehören. Bis heute sind sie die bekanntesten Bücher von Grass. © Karlheinz Daut

Grass war auch für sein politisches Engagement bekannt. Im September 1972 kam er als Wahlkämpfer für die SPD nach Nürnberg. Zuerst standen sich die Leute die Beine in der Pfannenschmiedgasse in den Bauch, um den berühmten Autor zu sehen, dann gab es die Möglichkeit, bei einem Bier mit dem SPD-Sympathisanten zu diskutieren. Mit dem Nürnberger Publikum hatte Grass keine Probleme, wie es in einem damaligen Zeitungsbericht hieß. Es war der Auftakt seiner Tournee durch Deutschland.
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Grass war auch für sein politisches Engagement bekannt. Im September 1972 kam er als Wahlkämpfer für die SPD nach Nürnberg. Zuerst standen sich die Leute die Beine in der Pfannenschmiedgasse in den Bauch, um den berühmten Autor zu sehen, dann gab es die Möglichkeit, bei einem Bier mit dem SPD-Sympathisanten zu diskutieren. Mit dem Nürnberger Publikum hatte Grass keine Probleme, wie es in einem damaligen Zeitungsbericht hieß. Es war der Auftakt seiner Tournee durch Deutschland. © NZ / Archivbild

Heute kaum noch vorstellbar, dass Literatur heute so viele Leute auf die Straße bringt: Die Pfannenschmiedgasse war voll, die Leute besorgten sich Autogramme vom Autor.
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Heute kaum noch vorstellbar, dass Literatur heute so viele Leute auf die Straße bringt: Die Pfannenschmiedgasse war voll, die Leute besorgten sich Autogramme vom Autor. © NN

Damals war Grass noch kein Mitglied der SPD. Als Sozialdemokrat brauche er kein Parteibuch, sagte er in Nürnberg auf Nachfrage. 1982 trat er dann doch der Partei bei, zehn Jahre später wieder aus - aus Protest gegen den Asylkompromiss.
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Damals war Grass noch kein Mitglied der SPD. Als Sozialdemokrat brauche er kein Parteibuch, sagte er in Nürnberg auf Nachfrage. 1982 trat er dann doch der Partei bei, zehn Jahre später wieder aus - aus Protest gegen den Asylkompromiss. © NN

Günter Grass schrieb immer wieder gegen das Vergessen an. Seine Werke thematisierten oft die verschiedenen Rollen der Menschen in Zeiten des Nationalsozialismus. Besonders seine Novelle "Im Krebsgang" wurde viel diskutiert bei ihrem Erscheinen 2002.
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Günter Grass schrieb immer wieder gegen das Vergessen an. Seine Werke thematisierten oft die verschiedenen Rollen der Menschen in Zeiten des Nationalsozialismus. Besonders seine Novelle "Im Krebsgang" wurde viel diskutiert bei ihrem Erscheinen 2002. © Harald Sippel

1999 erhielt Günter Grass den Literaturnobelpreis, "weil er in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet hat", wie es damals in der Begründung der Jury hieß.
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1999 erhielt Günter Grass den Literaturnobelpreis, "weil er in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet hat", wie es damals in der Begründung der Jury hieß. © Markus Scholz (dpa)

Den größten Einfluss auf sein literarisches Werk hatte Alfred Döblin (Berlin Alexanderplatz), über den Grass sagte: "Er wird Sie beunruhigen, er wird Ihre Träume beschweren; Sie werden zu schlucken haben; er wird Ihnen nicht schmecken, unverdaulich ist er, auch unbekömmlich. Den Leser wird er ändern. Wer sich selbst genügt, sei vor Döblin gewarnt."
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Den größten Einfluss auf sein literarisches Werk hatte Alfred Döblin (Berlin Alexanderplatz), über den Grass sagte: "Er wird Sie beunruhigen, er wird Ihre Träume beschweren; Sie werden zu schlucken haben; er wird Ihnen nicht schmecken, unverdaulich ist er, auch unbekömmlich. Den Leser wird er ändern. Wer sich selbst genügt, sei vor Döblin gewarnt." © Willi Bertram (dpa)

Von Blechtrommeln und Wahlkampf in Nürnberg: Zum Tod von Günter Grass
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© privat

In den letzten Jahren...
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In den letzten Jahren... © Ulrich Perrey (dpa)

... sorgte Grass für zwei größere Kontroversen. 2006 machte er bekannt, dass er mit 17 Jahren Mitglied der Waffen-SS gewesen sei. Er habe sich aber nie an den Verbrechen des Zweiten Weltkriegs beteiligt. Es entbrannte eine Debatte über Grass als moralische Instanz im gesellschaftlichen Leben Deutschlands.
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... sorgte Grass für zwei größere Kontroversen. 2006 machte er bekannt, dass er mit 17 Jahren Mitglied der Waffen-SS gewesen sei. Er habe sich aber nie an den Verbrechen des Zweiten Weltkriegs beteiligt. Es entbrannte eine Debatte über Grass als moralische Instanz im gesellschaftlichen Leben Deutschlands. © Daniel Reinhardt

Vor drei Jahren gab es auch um Grass' Gedicht "Was gesagt werden muss" eine öffentliche Auseinandersetzung. Die Verse erschienen damals in der Süddeutschen Zeitung, sie setzten sich sehr kritisch mit der Politik Israels auseinander. Wenige Tage später erklärte die israelische Regierung Grass zur Person non grata und verhängte ein Einreiseverbot.
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Vor drei Jahren gab es auch um Grass' Gedicht "Was gesagt werden muss" eine öffentliche Auseinandersetzung. Die Verse erschienen damals in der Süddeutschen Zeitung, sie setzten sich sehr kritisch mit der Politik Israels auseinander. Wenige Tage später erklärte die israelische Regierung Grass zur Person non grata und verhängte ein Einreiseverbot. © A4366/_Sven Hoppe

Grass war seit den Fünzigern Teilnehmer der Gruppe 47, einem deutschen Schriftstellertreffen - ebenfalls mit dabei sind unter anderem Ingeborg Bachmann, Heinrich Böll und später Peter Handke. Auch beim Kongress des Verbands Deutscher Schriftsteller in Stuttgart war Grass vor Ort und saß dort neben Böll und Willy Brandt. Im Herbst 1967 war die Gruppe in der Pulvermühle im fränkischen Waischenfeld zu Gast.
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Grass war seit den Fünzigern Teilnehmer der Gruppe 47, einem deutschen Schriftstellertreffen - ebenfalls mit dabei sind unter anderem Ingeborg Bachmann, Heinrich Böll und später Peter Handke. Auch beim Kongress des Verbands Deutscher Schriftsteller in Stuttgart war Grass vor Ort und saß dort neben Böll und Willy Brandt. Im Herbst 1967 war die Gruppe in der Pulvermühle im fränkischen Waischenfeld zu Gast. © NN

Seine Beziehung zu Brandt bröckelte, Grass war nach dem Wahlsieg des Sozialdemokraten enttäuscht - auch die Spionageaffäre um den SPD-Kanzler sah Grass kritisch.
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Seine Beziehung zu Brandt bröckelte, Grass war nach dem Wahlsieg des Sozialdemokraten enttäuscht - auch die Spionageaffäre um den SPD-Kanzler sah Grass kritisch. © NN

Mit Günter Grass starb nicht nur ein herausragender Autor, sondern auch eine der bedeutendsten Stimmen der Gegenwartsliteratur.
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Mit Günter Grass starb nicht nur ein herausragender Autor, sondern auch eine der bedeutendsten Stimmen der Gegenwartsliteratur. © NN

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